Städte wollen strengere Maskenpflicht
Kommunen setzen auf den Corona-expertenrat
weniger Menschen schwer an einer Influenza erkranken, desto mehr Behandlungskapazitäten bleiben frei für Covid-19-patienten. Außer- dem lassen sich mit der Grippe- schutzimpfung Doppelinfektionen mit dem Corona- und dem Influen- zavirus vermeiden“, sagte Ärzteprä- sident Klaus Reinhardt unserer Re- daktion. An die Politik richtete Reinhardt die Forderung, noch bes- ser zu erklären, warum die Grippe- schutzimpfung nötig sei.
Um vor allem die Risikogruppen besser zu schützen, fordert Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung (KBV), eine mit der Stiko ko- ordinierte Planung für den Herbst: Unsere gemeinsamen Anstrengun- gen müssen wir – sowohl was Imp- fungen gegen Corona als auch gegen Grippe angeht – gezielt aus- richten auf die Menschen, die zur Hochrisikoklientel gehören, also vor allem diejenigen, die über 60 sind und solche mit chronischen Krankheiten. Grundsätzlich blickt der KBV-CHEF optimistischer auf den Herbst als der Expertenrat: „Ob und in welchem Umfang sich im Herbst eine Doppelwelle mit Coro- na- und Influenzafällen entwickeln wird, muss sich zeigen.“
Gibt es genügend Grippe-impfstoff?
Für die Saison 2022/2023 wurden nach Angaben des Bundesgesund- heitsministeriums rund 17,5 Millio- nen Dosen Grippe-impfstoff durch Ärzte und Apotheker vorbestellt. Die geplanten Produktionsmengen aller Hersteller lägen insgesamt bei rund 26 Millionen Dosen Grippe- Impfstoffen. Das für die Arzneimit- telkontrolle zuständige Paul-ehr- lich-institut (PEI) habe für die kom- mende Grippesaison einen Ge- samtbedarf von rund 21 Millionen Dosen berechnet. „Für die Versor- gung mit Grippe-impfstoffen dürfte somit ausreichend Impfstoff eingeplant sein und zur Verfügung stehen“, heißt es auf Anfrage beim Ministerium. In der vergangenen Saison hätten insgesamt rund 27 Millionen Dosen Impfstoff zur Verfügung gestanden.
Berlin. Der Deutsche Städtetag fordert vom Bund bessere Möglichkeiten, um im Fall neuer Corona-wellen eine rasche Ausbreitung des Virus zu unterbinden. „Städte und Länder müssen handeln können, wenn die Lage vor Ort es verlangt. Dafür brauchen wir ein gutes Instrumentarium und eine vorausschauende Coronapolitik“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, dieser Redaktion. Die Städte befürchteten, im Fall von neuen Coronawellen „ohne genügenden Schutz“zu sein.
Die Kommunen erwarteten von dem Gutachten des Corona-expertenrats „einen deutlichen Fingerzeig, welche Maßnahmen wir weiter nutzen sollten. Und diese muss der Bund auf den Weg bringen und zwar ganz schnell noch in diesem Sommer“, forderte Dedy. Um handlungsfähig zu sein, brauche es Geschwindigkeit und flexible Instrumente für das Corona-management. Derzeit lasse sich beobachten, wie schnell sich Corona ausbreite, wenn Schutzmaßnahmen fehlten. Der Hauptgeschäftsführer verdeutlichte: „Wir sind mittendrin in der Corona-sommerwelle: Die Infektionszahlen schnellen in die Höhe, Personalausfälle allerorten. Klassenfahrten sind abgesagt, Urlaubsreisen fallen aus, Läden schließen krankheitsbedingt“. Unklar sei, was passiere, wenn das Corona-virus sich wieder verändere und sich gefährlichere Virusvarianten verbreiteten.
Dedy stellte aber auch klar, man wolle „jetzt noch keine Maskenpflicht“. Allerdings müsse sie zum Beispiel in Innenräumen oder im Freizeitbereich möglich sein, falls eine gefährlichere Corona-welle rolle. Gleiches gelte für 3G- oder 2G-regeln. Dedy verlangte, der Bund müsse „noch im Sommer diese Instrumente im Infektionsschutzgesetz ermöglichen“. Neben dem Schutz vulnerabler Gruppen seien etwa ein flexibles Testkonzept sowie eine gute Vorbereitung für eine Impfkampagne im Herbst notwendig.