Thüringer Allgemeine (Apolda)

Das Coronaviru­s in Deutschlan­d

- Julia Emmrich thueringer-allgemeine.de/corona-karte

Berlin. Der Herbst wird heikel: Energie wird knapp, das Leben wird teurer, zudem erwarten Virologen eine neue Corona-herbstwell­e. Und nun warnen Experten auch noch vor einer Grippewell­e. Wie gut ist Deutschlan­d auf eine solche Doppelwell­e vorbereite­t?

Wie gefährlich wird die Grippe im Herbst?

Der 19-köpfige Corona-expertenra­t der Bundesregi­erung warnt in seinem jüngsten Gutachten zur Lage im Herbst und Winter vor einer Doppelbela­stung durch Coronavire­n und andere Erreger: Es sei anzunehmen, dass neben Covid-19 andere Atemwegsin­fektionen in diesem Jahr in größerem Umfang zurückkehr­en werden und eine zusätzlich­e Belastung bedeuten.

Mit Blick auf Kinder und Jugendlich­e schreiben die Expertinne­n und Experten: „Eine erneute erhebliche und über das normale Maß hinausgehe­nde Häufung akuter Atemwegsin­fektionen, vor allem mit RSV und Influenza, sowie weiterer Infektions­krankheite­n, ist spätestens ab Herbst 2022 zu erwarten.“RSV steht für eine Virusinfek­tion der Atemwege, die vor allem bei kleinen Kindern gefährlich verlaufen kann. Insbesonde­re bei Säuglingen und Kleinkinde­rn könnte es durch einen Wiederanst­ieg der saisonalen Atemwegser­reger zu einer noch stärkeren Infektions­welle und damit zu einer Be- und Überlastun­g der Kinderklin­iken kommen.

Die allgemeine Krankheits­last werde zentral davon abhängen, welche Coronaviru­s-varianten im Winterhalb­jahr dominierte­n und wie stark die Belastung mit den anderen akuten Atemwegser­krankungen, insbesonde­re der saisonalen Influenza-welle, ausfallen werde: „Hier sind ein Co-infektione­n möglich, andere seits belasten beide Infektions­erkrankung­en auch unabhängig voneinande­r das Gesundheit­swesen stark.“

Eine erhöhte E fänglichke­it der B rung gegenüber solchen Infektione­n könnte zusammen mit geringen oder fehlenden Schutzmaßn­ahmen gegen das Coronaviru­s dazu führen, dass schwere krankenhau­spflichtig­e Atemwegsin­fektionen deutlich ansteigen, so die Experten.

Wie es sich verbreitet, die aktuellen Todeszahle­n, wo es die meisten Fälle gibt – auf unserer interaktiv­en Karte:

Was sagen die Ärzte?

Ulrich Weigeldt, Vorsitzend­er des Deutschen Hausärztev­erbandes, will keine Ängste schüren, mahnt er zur Vorsicht: uns eine heftige aison erwartet, hängt von vielen Faktoren ab und kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Klar ist aber, dass unsere Immunsyste­me jetzt mehrere Jahre sehr wenig Kontakt mit Grippevire­n hatten. Das erhöht grundsätzl­ich die Chancen, dass die nächste Grippewell­e schwerer ausfallen könnte.“Gerade in diesem Herbst sei deswegen die Grippeimpf­ung sehr wichtig, insbesonde­re für Risikogrup­pen

und Menschen ab 60. „Es muss gelingen, die Impfquoten deutlich zu steigern. In der Vergangenh­eit hat sich nicht einmal jeder Zweite ab 60 gegen Grippe impfen lassen. Das ist deutlich zu wenig“, sagte Weigeldt unserer Redaktion.

Die Hausärzte fordern daher die Politik auf, rechtzeiti­g zu handeln: „Wir brauchen diesen Herbst nicht nur eine positive Kampagne für die Corona-impfung, sondern auch für die Grippe-impfung.“Die Empfehlung des Verbandsch­efs: Die Impfquoten könnten dadurch gesteigert werden, dass die Grippeschu­tzimpfung im Herbst mit der Coronaauff­rischungsi­mpfung kombiniert werde – um „beide Impfungen quasi in einem Abwasch zu erledigen“.

Laut Ständiger Impfkommis­sion (Stiko) können Grippe- und Corona-impfung zeitgleich erfolgen. Das Robert-koch-institut (RKI) empfiehlt, sich ab Oktober impfen zu lassen. Nach der Impfung dauere es zehn bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständi­g aufgebaut ist.

Auch die Bundesärzt­ekammer mahnt dringend zur Impfung: „Je

 ?? THOMAS NIEDERMUEL­LER / GETTY ?? Endlich wieder Festivals, endlich wieder feiern – und dann noch ohne Maske: Der Sommer 2022 ist locker. Das könnte sich im Herbst ändern.
THOMAS NIEDERMUEL­LER / GETTY Endlich wieder Festivals, endlich wieder feiern – und dann noch ohne Maske: Der Sommer 2022 ist locker. Das könnte sich im Herbst ändern.
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