Thüringer Allgemeine (Apolda)

Höchststra­fe für IS -Attentäter von Paris

130 Menschen starben bei den Anschlägen von 2015 in Frankreich. Im Mammutproz­ess fielen nun die Urteile

- Peter Heusch

Paris. 54 Stunden lang hatte sich die ausschließ­lich aus Berufsrich­tern bestehende Jury des Pariser Mammut-prozesses um die Anschläge vom 13. November 2015 an einen streng geheim gehaltenen Ort zur Beratung zurückgezo­gen, bevor am Mittwochab­end die Urteile fielen. Salah Abdeslam, Hauptbesch­uldigter und einziger Überlebend­er unter den Terroriste­n, wurde wegen Terrorismu­s und Mordes zur lebenslang­en Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Das ist die härteste Strafe in Frankreich. Neben Abdeslam wurden 18 weitere Angeklagte wegen verschiede­ner Straftaten in Vervon bindung mit Terrorismu­s verurteilt, ein weiterer wegen eines Betrugsdel­ikts.

Fast zehn Monate lang ist unter drastische­n Sicherheit­svorkehrun­gen in einem eigens gezimmerte­n Saal des Pariser Justizpala­stes versucht worden, die Hintergrün­de jener tragischen Ereignisse zu erhellen, die ein ganzes Land traumatisi­ert haben. Bei den Anschlägen hatten Extremiste­n 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Sie richteten ein Massaker im Konzertsaa­l „Bataclan“an und beschossen Bars und Restaurant­s im Osten der französisc­hen Hauptstadt. Außerdem sprengten sich drei Selbstmord­attentäter während eines Fußball-länderspie­ls

zwischen Deutschlan­d und Frankreich am Stade de France in die Luft.

Rund 400 Zeugen haben vor dem Gericht das ganze Grauen der Anschläge heraufbesc­hworen, zu denen sich die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) bekannte. Jeanlouis Péries, der vorsitzend­e Richter, widmete ihnen 16 Verhandlun­gswochen. Rettungskr­äfte, Angehörige der Opfer und Überlebend­e kamen zu Wort. Wie Neïma R., die als 16-Jährige den Anschlag im Bataclan überlebte und bis heute psychologi­sch betreut wird. Beinahe jede Nacht „holt mich der Horror ein“, erzählte sie mit stockender Stimme.

den weiteren 19 Angeklagte­n wurde sechs der Prozess in Abwesenhei­t gemacht. Ein Beschuldig­ter sitzt in der Türkei in Haft, fünf sollen in Syrien gestorben sein. Im Falle von Salah Abdeslam, einen heute 32-jährige Franzosen marokkanis­cher Abstammung, ließ die Jury keine mildernden Umstände gelten. Er gilt als Logistiker der Pariser Attentäter und konnte sich am 14. November 2015 nach Brüssel absetzen, wo er 125 Tage später gefasst wurde. Vor Gericht hatte er seine Treue zum IS hervorgeho­ben, aber auch betont, dass er sich geweigert habe, zum Mörder zu werden und sogar die Angehörige­n der Opfer um Vergebung gebeten.

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IMAGO/PPE König Felipe (2. v. r.) und Königin Letizia (l.) mit Us-präsident Joe Biden und Ehefrau Jill.

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