Klimafreundliche Mobilität
Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren über die Zukunft der Fahrzeuge und deren Antriebe
Arnstadt. Die deutsche Automobilindustrie und deren Zulieferer stehen vor einem gewaltigen Umbruch. „Die nächsten ein bis zwei Jahre werden extrem herausfordernd“, verwies der Geschäftsführer des Branchenverbandes Automotive Thüringen, Rico Chmelik, auf eine „multiple Krisenlage“.
Der Verband hatte Unternehmer, Wissenschaftler, Politiker und Experten zum Wirtschaftsforum eingeladen. Die gemeinsam mit der Initiative Erfurter Kreuz und der Eisenacher Firma Lindig Fördertechnik organisierte Veranstaltung befasste sich in diesem Jahr mit der Mobilität der Zukunft unter dem Thema „Antrieb 2030“.
Beim Blick auf die Mobilität von morgen dürfe man nicht einseitig nur das Auto betrachten, forderten
Sven Göth und Florian Ahle von der Firma Futuriser Gmbh in ihrem Eröffnungsdialog. Themen wie autonomes Fahren oder 3D-druck bedeuteten einen technologischen Wandel in der gesamten Mobilitätskette. „Die Nutzung der Mobilität ändert sich, digitale Geräte geraten zunehmend ins Zentrum der Aktivitäten“, sagte Göth. In der Landwirtschaft sei der Einsatz von Drohnen inzwischen Normalität, sie könnten sich auch im Transport noch stärker durchsetzen.
In einem Modell hat Göth durchgerechnet, wie schnell man von Delft nach Berlin kommt. Das dauere mit dem Zug siebeneinhalb Stunden, mit dem Flugzeug 3:45 Stunden und mit dem Hyperloop – einem derzeit in Entwicklung befindlichen Hochgeschwindigkeitsverkehrssystem mit unterirdischen Röhren – nur zweieinhalb. „Man darf aber nicht nur auf die Dauer einer Reise schauen, sondern muss auch deren Auswirkungen auf das Klima im Blick behalten“, so Göth.
Angesichts eines hart umkämpften Marktes komme es für die Unternehmen darauf an, mächtige Partner zu finden, riet Florian Ahle: „Bilden sie Allianzen“, forderte er die Firmenchefs auf.
Auf die Partnerschaft setze man auch bei Automotive, bestätigte Chmelik. So habe man bei einem Gespräch mit dem Verband der deutschen Automobilindustrie darauf gedrungen, dass die gegenwärtig immensen Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Material nicht allein von den kleinen und mittelständischen Zulieferbetrieben getragen werden können. „Die großen Automobilunternehmen müssen sich daran angemessen beteiligen“, erklärte Chmelik.
Moderne Fahrzeuge werden immer stärker von der Software geprägt, zeigte sich der Europa-chef der gastgebenden Contemporary Amperex Technology Limitec (CATL), Matthias Zentgraf, überzeugt. „Wie sehen die Fahrzeugkonzepte der Zukunft aus, haben diese noch ein Lenkrad, ein Gaspedal oder eine Bremse?“, schob er nach. Auf der Suche nach der effizienten Antriebsart führe zumindest beim Pkw kein Weg am Elektroauto vorbei, versicherte Zentgraf, dessen Unternehmen gerade die aktuell größte Batteriefabrik für E-autobatterien in Europa im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz errichtet. Dagegen könne er sich nicht vorstellen, wie bei 150 Lkw auf einem ohnehin überfüllten Rastplatz ihre Batterien geladen werden. Zudem halte er nichts von Forderungen, die Verbrennungsmotoren zu verbieten.