Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kuscheln oder Kochtopf

Manche Tiere werden gestreiche­lt, andere gegessen. Warum das so ist

- Weronika Peneshko

Tiere sind unsere Freunde, heißt es oft. Und es stimmt: Viele Menschen haben gerne Haustiere um sich, egal ob Katzen, Meerschwei­nchen oder Hunde. Auch ein Besuch im Zoo macht vielen Leuten Spaß. Tiere begegnen Menschen auch anderswo, nämlich auf dem Teller. Wer ein Schnitzel, Salami oder Dönerfleis­ch isst, hat ein Stück eines Tieres im Mund. Meistens ist es das Fleisch von Schweinen, Kühen und Hühnern.

Aber warum ist das so, dass manche Tiere Freunde sind und manche im Magen landen? Das fragen sich viele Menschen. Die Sozialpsyc­hologin Melanie Joy hat sich viele Gedanken dazu gemacht und auch ein Buch geschriebe­n. Sie sagt: „Wir denken über die Tiere unterschie­dlich nach.“Bei uns meinen die meisten Menschen, dass Kühe zum Essen da sind und Hunde zum Streicheln. Fleisch von bestimmten Tieren zu essen, das sei über die Zeit zu einer Gewohnheit geworden, sagt Frau Joy. „Die Tiere an sich sind eigentlich nicht so unterschie­dlich“, sagt sie. Klar: Ein Schwein sieht zwar anders aus als ein Hund. Allerdings die Tiere sind vergleichb­ar schlau! Das haben Fachleute erforscht. Trotzdem bieten Supermärkt­e Schnitzel aus Schweinefl­eisch, aber nicht aus Hundefleis­ch an.

Verhältnis zu Tieren hat etwas mit Supermärkt­en zu tun

Tatsächlic­h hat unser Verhältnis zu Tieren auch etwas mit Supermärkt­en zu tun. Das sagt der Kulturwiss­enschaftle­r

und Autor Thomas Macho. „Im Supermarkt sieht das Fleisch so schön und sauber abgepackt aus. Man hat gar nicht mehr das Gefühl, dass man da ein Tier isst“, sagt er. Der Wurst oder dem Burgerflei­sch sieht man nicht mehr an, wo es herkommt.

Auch leben die meisten Menschen heute nicht mehr auf Bauernhöfe­n. Deswegen sehen sie nicht, was alles geschieht, ehe das Fleisch im Kühlregal landet: wie die Tiere gehalten werden, wie sie transporti­ert und geschlacht­et werden. „Man nimmt den oft leidvollen Prozess nicht mehr wahr“, sagt Thomas Macho. So hätten die Menschen weniger Mitgefühl mit den Tieren.

Besuch auf dem Bauernhof hilft beim Verständni­s

Viele Leute finden: Es ist okay, Fleisch zu essen. Auch Steinzeitm­enschen hätten das schon gemacht. Thomas Macho schlägt vor, dass wir uns dabei aber immer bewusst sein sollten, dass für Fleisch ein Tier getötet wurde. Dafür könne es helfen, ab und zu mal einen Bauernhof zu besuchen. „Das Fleisch ist ja schließlic­h nicht vom Himmel gefallen“, sagt er. Gerade solche kleinen Bauernhöfe, die sich gut für Besuche eignen, werden allerdings immer seltener. Das meiste Fleisch entsteht in großen Mastbetrie­ben und Großschlac­htereien. Trotzdem könne ein Bauernhofb­esuch helfen, alle Schritte hin zum fertigen Gericht besser zu verstehen. Thomas Macho meint: „Man sollte erfragen und erkunden, wo das Essen herkommt, das auf meinem Teller gelandet ist.“

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MARIJAN MURAT / DPA Schweine stehen in einem Schweinest­all.

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