Kuscheln oder Kochtopf
Manche Tiere werden gestreichelt, andere gegessen. Warum das so ist
Tiere sind unsere Freunde, heißt es oft. Und es stimmt: Viele Menschen haben gerne Haustiere um sich, egal ob Katzen, Meerschweinchen oder Hunde. Auch ein Besuch im Zoo macht vielen Leuten Spaß. Tiere begegnen Menschen auch anderswo, nämlich auf dem Teller. Wer ein Schnitzel, Salami oder Dönerfleisch isst, hat ein Stück eines Tieres im Mund. Meistens ist es das Fleisch von Schweinen, Kühen und Hühnern.
Aber warum ist das so, dass manche Tiere Freunde sind und manche im Magen landen? Das fragen sich viele Menschen. Die Sozialpsychologin Melanie Joy hat sich viele Gedanken dazu gemacht und auch ein Buch geschrieben. Sie sagt: „Wir denken über die Tiere unterschiedlich nach.“Bei uns meinen die meisten Menschen, dass Kühe zum Essen da sind und Hunde zum Streicheln. Fleisch von bestimmten Tieren zu essen, das sei über die Zeit zu einer Gewohnheit geworden, sagt Frau Joy. „Die Tiere an sich sind eigentlich nicht so unterschiedlich“, sagt sie. Klar: Ein Schwein sieht zwar anders aus als ein Hund. Allerdings die Tiere sind vergleichbar schlau! Das haben Fachleute erforscht. Trotzdem bieten Supermärkte Schnitzel aus Schweinefleisch, aber nicht aus Hundefleisch an.
Verhältnis zu Tieren hat etwas mit Supermärkten zu tun
Tatsächlich hat unser Verhältnis zu Tieren auch etwas mit Supermärkten zu tun. Das sagt der Kulturwissenschaftler
und Autor Thomas Macho. „Im Supermarkt sieht das Fleisch so schön und sauber abgepackt aus. Man hat gar nicht mehr das Gefühl, dass man da ein Tier isst“, sagt er. Der Wurst oder dem Burgerfleisch sieht man nicht mehr an, wo es herkommt.
Auch leben die meisten Menschen heute nicht mehr auf Bauernhöfen. Deswegen sehen sie nicht, was alles geschieht, ehe das Fleisch im Kühlregal landet: wie die Tiere gehalten werden, wie sie transportiert und geschlachtet werden. „Man nimmt den oft leidvollen Prozess nicht mehr wahr“, sagt Thomas Macho. So hätten die Menschen weniger Mitgefühl mit den Tieren.
Besuch auf dem Bauernhof hilft beim Verständnis
Viele Leute finden: Es ist okay, Fleisch zu essen. Auch Steinzeitmenschen hätten das schon gemacht. Thomas Macho schlägt vor, dass wir uns dabei aber immer bewusst sein sollten, dass für Fleisch ein Tier getötet wurde. Dafür könne es helfen, ab und zu mal einen Bauernhof zu besuchen. „Das Fleisch ist ja schließlich nicht vom Himmel gefallen“, sagt er. Gerade solche kleinen Bauernhöfe, die sich gut für Besuche eignen, werden allerdings immer seltener. Das meiste Fleisch entsteht in großen Mastbetrieben und Großschlachtereien. Trotzdem könne ein Bauernhofbesuch helfen, alle Schritte hin zum fertigen Gericht besser zu verstehen. Thomas Macho meint: „Man sollte erfragen und erkunden, wo das Essen herkommt, das auf meinem Teller gelandet ist.“