Thüringer Allgemeine (Apolda)

Rekord in der Hitze

Zwei Rennen, zwei Medaillen: Beck und Wellbrock holen bei der Schwimm-wm Silber und Bronze

- Thomas Eßer

Budapest. Beim Gedanken an den eingestell­ten Wm-rekord von Schwimm-legende Michael Groß lächelte Florian Wellbrock und war mit seiner WM auch ohne das ganz große Happy End sichtlich zufrieden. „Das ist natürlich eine Riesenehre, keine Frage“, sagte der Ausnahmeat­hlet nach seinem Weltmeiste­rschaftsab­schluss mit Bronze über zehn Kilometer im Freiwasser. Rund vier Stunden vor Wellbrocks Rennen hatte Leonie Beck über die gleiche Distanz Silber bejubelt und den erfolgreic­hen deutschen Schwimmtag eingeleite­t.

Im rund 28 Grad warmen Wasser musste sich Wellbrock wie schon über 1500 Meter Freistil im Becken dem italienisc­hen Sieger Gregorio Paltrinier­i geschlagen geben. Zweiter wurde dessen Landsmann Domenico Acerenza.

„Es ist der zweite Titel, den ich nicht verteidige­n konnte, aber dennoch bin ich mit der Bronzemeda­ille sehr happy“, sagte Wellbrock, dessen Gefühl zunächst „recht zwiegespal­ten“war. Nach wenigen Minuten stellte er aber fest: „Ich kann mit erhobenem Haupt zur Siegerehru­ng gehen und mich über Bronze freuen.“Auf dem Podest lächelte Wellbrock zufrieden.

Was den 24-Jährigen zufriedens­tellte, war nicht in erster Linie der dritte Platz über die zehn Kilometer, auf denen er Olympiasie­ger ist. Es war vor allem seine Gesamtleis­tung in Budapest. „Fünf Starts, fünf Medaillen: Das soll erstmal wieder jemand nachmachen“, sagte er stolz.

Fünf Medaillen bei einer WM hatte zuvor als einziger deutscher Schwimmer „Albatros“Groß geschafft. Vor 40 Jahren gewann er bei den Titelkämpf­en im ecuadorian­ischen Guayaquil zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze – alles im Becken. Wellbrocks Budapest-bilanz lautet nun: Silber und

Bronze in der Halle, zweimal Gold und einmal Bronze im Freiwasser. Den Rekord bei den deutschen Schwimmeri­nnen hält Kristin Otto: Sie hatte für die DDR bei der WM in Madrid 1986 sogar sechs Medaillen gewonnen.

„Das ist das, wofür man das ganze Jahr über arbeitet: Um nachher beim Topevent oben zu stehen. Und wenn man das über fünf Strecken fünf Mal schafft, ist das schon etwas sehr Besonderes“, sagte Wellbrock.

Eine wirkliche Schwäche wie zum Teil in der Vergangenh­eit über 800 Meter Freistil zeigte der Ausnahmeat­hlet bei dieser WM nicht. Auf seiner Sorgendist­anz wurde er Zweiter. Seinen Titel über 1500 Meter konnte er anschließe­nd nicht verteidige­n, war mit Bronze aber auch nicht völlig unzufriede­n. Und die richtigen Glanzleist­ungen standen da noch bevor.

Auch Beck hat das Zeug zur Siegerin großer Rennen im See und Meer. Die 25-Jährige hat sich nach ihrem Wechsel vom Becken ins Freiwasser dort längst etabliert und gewann in Ungarn ihre erste Wmmedaille auf den olympische­n zehn Kilometern. Die Freude darüber war der Würzburger­in, die in Italien lebt und trainiert, danach deutlich anzusehen. „Eine Medaille bei einer WM ist top. Am Ende braucht man auch das Quäntchen Glück“, sagte Beck. In einem Dreikampf um die Podestplät­ze musste sie sich im Fotofinish der Niederländ­erin Sharon van Rouwendaal geschlagen geben, schlug aber vor Ana Marcela Cunha aus Brasilien an.

Für Wellbrock ist die WM beendet. Er sehnte schon am See das Wiedersehe­n mit seiner Frau Sarah und seinem Hund Kojak herbei. „Ich freue mich sehr, wenn ich dann morgen zu Hause bin, Sarah wieder in den Arm nehmen kann und auch meinen Hund wieder knuddeln kann“, sagte er. „Dann haben wir uns alle wieder.“

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DPA Daumen nach oben: Leonie Beck freut sich über Rang zwei.

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