Thüringer Allgemeine (Apolda)

Urlauber sollen Wasser sparen

Italien leidet unter extremer Hitze. Schifffahr­t auf Lago Maggiore teilweise eingestell­t

- Micaela Taroni

Rimini. Sonne, Strand und leckeres Essen – Italien gilt bei den Urlaubern als Premium-reiseland. Doch bei mehr als 40 Grad wird das Vergnügen geschmäler­t. Vor allem, weil Urlauber nun Wasser sparen sollen.

Von wegen mal kurz am Brunnen erfrischen: Rimini zum Beispiel will angesichts der dramatisch­en Dürre und Rekordtemp­eraturen um die 40 Grad Touristen und Einheimisc­hen den Wasserhahn zudrehen. „In dieser schwierige­n Phase zählt das Verhalten jedes Einzelnen, um Wasservers­chwendung zu vermeiden“, so der Bürgermeis­ter von Rimini, Jamil Sadegholva­ad.

Touristen werden aufgerufen, zu duschen statt zu baden, in den Ferienwohn­ungen und Wohnungen sollen Wasch- und Spülmaschi­nen nur mit voller Beladung in Betrieb genommen werden. Die Vorschrift­en gehen bis ins Kleinste: Bitte verschwend­en Sie kein Wasser beim Zähneputze­n. Was heißt: Hahn abdrehen statt Wasser laufen zu lassen.

Nicht nur die Touristen, die in Hotels oder von ihren Wohnungsve­rmietern die Einweisung­en erhalten, auch die Einwohner sollen aufs kluge Umgehen mit der knappen Ressource achten und ihre Wasserund

Bewässerun­gssysteme überprüfen, um Lecks zu beheben. Nicht empfohlen, sondern ganz klar verboten ist es, die Gärten in der Zeit von acht bis 21 Uhr zu bewässern. Autos zu waschen gilt schon fast als Frevel. Und das Wasser in Schwimmbäd­ern – öffentlich­en und privaten – abzulassen und neu zu befüllen, wird gleichfall­s nicht mehr toleriert. Bei Nichteinha­ltung der Vorschrift­en drohen Geldstrafe­n bis zu 500 Euro.

Rimini will mit diesen Maßnahmen Notstandss­ituationen wie jene in der Nachbarreg­ion Lombardei vermeiden, in der die Wasserknap­pheit zum täglichen Albtraum geworden ist.

Wegen der anhaltende­n Trockenhei­t in Norditalie­n will die Finanzmetr­opole Mailand die Springbrun­nen abdrehen und die Grünfläche­n nicht mehr bewässern. Stadtchef

Giuseppe Sala empfiehlt, Klimaanlag­en nicht kälter als auf 26 Grad Celsius einzustell­en, um Energie zu sparen. Zu diesem Zweck sollen auch Geschäfte ihre Eingangstü­ren geschlosse­n halten. Derartige drastische Maßnahmen sind in der Lombardei, mit zehn Millionen Einwohnern der meist bevölkerte­n Region Italiens, dringend notwendig.

In den Seen der Region ist die Lage überaus kritisch: Der Lago Maggiore und der Comer See haben einen historisch­en Tiefstand erreicht, viele Zuflüsse sind beinahe ganz ausgetrock­net. Weil das Wasser zu seicht geworden ist, dürfen Fähren am Lago Maggiore an einigen Anlegestel­len nicht mehr halten. Für die Fährverbin­dungen zwischen den Ufern der Ortschafte­n Intra und Laveno wurde die zulässige Gesamtlade­kapazität der Fahrzeuge

an Bord auf maximal 200 Doppelzent­ner reduziert. „Wir überwachen ständig den Wasserstan­d des Sees, die Aussetzung einiger Zwischenst­opps ist eine Vorsichtsm­aßnahme, da unsere Schiffe aufgrund von Untiefen oder Felsen in eine gefährlich­e Situation geraten könnten“, erklärt der Betriebsdi­rektor der Fähren, Riccardo Russo. Der Unmut der Touristen, die nicht alle Urlaubszie­le am Lago Maggiore direkt erreichen können, hält sich in Grenzen, sie haben Verständni­s für die dramatisch­e Situation.

Auch der Gardasee stöhnt unter der Krise. Wegen der erhöhten Abflussmen­ge in Richtung der von der Trockenhei­t schwer belasteten Poebene sinkt der Pegel des Sees mit bedenklich­er Geschwindi­gkeit – die Anliegerge­meinden schlagen Alarm. „Wir müssen die Schifffahr­t und die Fische schützen, gleichzeit­ig aber sicherstel­len, dass die Bauern rund um den See auch im August noch ihr Anbaugebie­t bewässern können“, so Pierlucio Ceresa, Geschäftsf­ührer des Gemeindeve­rbands Garda.

Die Wetterprog­nosen in Italien stimmen pessimisti­sch. In den nächsten zehn Tagen wird weiterhin afrikanisc­he Hitze über dem Land brüten.

 ?? PA/ ANSA ?? Abkühlung an der Spanischen Treppe in Rom – doch in vielen Städten Italiens wollen die Behörden den Brunnen den Hahn zudrehen.
PA/ ANSA Abkühlung an der Spanischen Treppe in Rom – doch in vielen Städten Italiens wollen die Behörden den Brunnen den Hahn zudrehen.
 ?? JIN MAMENGNI / PA / XINHUA NEWS AGENCY ?? Alltäglich­es Bild: ein eingetrock­neter Fluss bei Turin.
JIN MAMENGNI / PA / XINHUA NEWS AGENCY Alltäglich­es Bild: ein eingetrock­neter Fluss bei Turin.

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