Korallenriff im Kabinett des Kunsthauses
Kulturfabrik-leiterin Philine Görnandt arrangiert auf knapp 20 Quadratmetern Licht-papier-objekte
Apolda. Wer die Treppen in der am Sonntag eröffneten Ausstellung erklommen hat, der gelangt vom Raum der zweidimensionalen Mensch- und Natur-thematisierenden Werke Erich Heckels in das Kabinett des Kunsthauses, wo das Papier nicht mehr der Träger von Aquarellen und Zeichnungen ist, sondern in den Raum hineinwächst und dadurch selbst schon Kunst geworden ist.
Knapp 20 Quadratmeter groß ist das stilisierte Korallenriff, für das die Licht-papier-künstlerin Philine Görnandt rund 60 ihrer Einzelkunstwerke eigens für diese Ausstellung
unter dem Titel „nature morte“(zu deutsch: Stillleben) arrangiert hat. Zwar habe sie schon ein Einzelobjekt von fünf Metern Länge aus Papier erschaffen, eine Installation dieser Größe ist für die seit 2010 mit dem Werkstoff Papier Experimentierende jedoch eine Premiere.
Zur Vernissage am Samstag referierte Philine Görnandt über den Entstehungsprozess des in Summe aus mehr als Tausend Teilen bestehenden „nature morte“, aber auch über die bedrohte Ökologie und dargestellte Vielfalt des Meeres, für die sie leidenschaftlich gern Inspiration beim Tauchen im Roten Meer sammele. Fließendes Seegras, Stein-, Stern- und Fächerkorallen – all das finde sich im Wandrelief. Einen Grund, warum die Heckelausstellungskuratorin Nadine Stephan gerade Philine Görnandt ins Kunsthaus holte, war die Wesensverwandtschaft, die sie in beiden Künstlern sehe.
Ein Kompliment, in dem man einerseits die Verbindung im künstlerischen Faible für das Thema Natur sehen kann. Andererseits treten beide als Gründer beziehungsweise Leiter einer Künstlergruppe auf. Die äußerst populär gewordene und wenige Jahre bestehende Dresdner „Brücke“auf der einen Seite und die in der Schließung befindliche Apoldaer Kulturfabrik auf der anderen Seite.