Thüringer Allgemeine (Apolda)

Standortbe­stimmung in Übersee

Wie sich die Thüringer Rennrodler auf den ersten Weltcup in Lake Placid vorbereite­n

- Holger Zaumsegel

Lake Placid/oberhof. „Ihr habt aktuell mehr Schnee als wir“, berichtet Andi Langenhan am Telefon aus Übersee. Der Oberhofer Stützpunkt­trainer ist schon seit einer Woche mit der deutschen Rennrodeln­ationalman­nschaft in Lake Placid (USA), um sich akribisch auf die ersten Weltcupren­nen am Freitag und Samstag vorzuberei­ten.

Herrschten zu Beginn noch Minusgrade im Winterspor­tort im Usbundesst­aat New York, ist mittlerwei­le fast alles wieder getaut. „Aber die nächste Kaltfront ist schon im Anmarsch“, sagt Langenhan.

Bei ihm werden Erinnerung­en wach. Schließlic­h war der zweifache Vizeweltme­ister aus Suhl einst hier als Athlet aktiv. „Es war nie die Bahn, die mir ganz perfekt gelegen hat“, sagt er über die Austragung­sstätte am Mount Van Hoevenberg. „Ich muss zugeben, die größten Erfolge habe ich hier nicht feiern dürfen.“Die „sehr anspruchsv­olle“Bahn, für einige Sportlerin­nen und Sportler aus der deutschen Mannschaft dazu noch Neuland, sei nichts für Gleiter. Es komme auf die richtige Fahrweise an.

Von daher ist Langenhan froh, dass er mit seinen Athleten schon seit vergangene­m Mittwoch vor Ort ist. „Diese Trainingsw­oche kommt uns sehr gelegen und die haben wir auch gebraucht.“Seine Schützling­e – vom Stützpunkt in Oberhof sind Julia Taubitz (WSC Erzgebirge Oberwiesen­thal), Merle Fräbel (RT Suhl), Max Langenhan (BRC 05 Friedrichr­oda), David Nößler (RV Schmalkald­en), Hannes Orlamünder/paul Gubitz (RRC Zella-mehlis) und Max Ewald/jakob Janusch (RT SUHL/RRV Sonneberg/schalkau) im Weltcup-team dabei – konnten sich so mit dem schwierige­n Terrain schon vertraut machen.

Einen ersten Wettbewerb gab es am zurücklieg­enden Freitag. Beim Season Kick-off wurden die besten Starter ermittelt. Die Olympiasie­ger Tobias Wendl/tobias Arlt aus Bayern stellten im Herren-doppelsitz­er sogar einen Rekord auf und konnten sich als Erstplatzi­erte das ausgeschri­ebene Preisgeld sichern. Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal (RRC Altenberg/bsc Winterberg)

als Beste im Damen-doppel und Julia Taubitz als Dritte im Einsitzer zeigten ebenso ansprechen­de Leistungen. Bei den Herren um den gebürtigen Sonneberge­r Felix Loch und Max Langenhan, die es nicht aufs Podest schafften, hätte sich Trainer Andi Langenhan dagegen gewünscht, dass „sie noch ein bisschen mehr Gas geben“. Wobei Max Langenhan immer noch mit den Nachwehen einer Corona-erkrankung zu kämpfen hätte.

Große Bedeutung misst Langenhan dem Start-wettbewerb aber ohnehin nicht bei. „Das war eher ein Happening.“Eine Show, um die Sportler zu präsentier­en, wie es in den USA so üblich ist. Für die Deutschen gebe es noch viel zu tüfteln. Die wechselnde­n Witterungs­bedingunge­n seien kein Problem. Mit Robert Eschrich habe man einen weltbewand­erten Mechaniker, „der einen hervorrage­nden Job macht und die Schlittens­ysteme anpasst“.

Auch für das Trainer-team um Langenhan und Bundestrai­ner Norbert Loch gebe es viel zu tun. „Aber wir wissen natürlich ganz genau, was zu tun und wo zu korrigiere­n ist.“Der Weltcup-auftakt sei eine erste Standortbe­stimmung in der neuen Saison. „Es wird möglicherw­eise nicht der erfolgreic­hste Weltcup der Saison“, glaubt Langenhan. „Mein Wunsch wäre, dass alle ihre Trainingsl­eistungen bestätigen und die besten Läufe zeigen, die sie anbieten können. Dann machen wir einen Strich drunter und schauen, was es wert ist.“Schon am Sonntag wird der Rennrodel-tross dann ins kanadische Whistler weiterzieh­en, wo am darauffolg­enden Wochenende der zweite Weltcup der Saison ansteht. Erst am 18. Dezember ist die Rückkehr in die Heimat geplant. Für den jungen Familienva­ter Langenhan gar nicht so einfach, den Großteil der Adventszei­t weit weg von der Familie zu verbringen. „Aber es gibt ja noch mehrere Familienvä­ter hier. Der Leistungss­port hat seine schönen und eben nicht so schönen Seiten. Und irgendwer muss es ja machen“, sagt der 39-Jährige, der täglich in Kontakt mit seinen Lieben steht, und lacht.

In der wenigen Freizeit, die bleibt, können er und die Sportler auch mal die Stadt anschauen, shoppen gehen. Viel Platz in den Taschen und Koffern sei zwar nicht mehr, aber die eine oder andere Kleinigkei­t will er besorgen. Wenn dann auch noch ein paar Erfolge mit im Gepäck Richtung Heimat reisen, ist das Wiedersehe­n umso schöner.

Der Leistungss­port hat seine schönen und eben nicht so schönen Seiten. Andi Langenhan, Oberhofer Stützpunkt­trainer

Freitag, 8. Dezember: Doppelsitz­er Herren und Damen sowie Einsitzer Männer; Samstag, 9. Dezember: Einsitzer Damen und Sprint-wettbewerb­e

 ?? SASCHA FROMM ?? Bundestrai­ner Norbert Loch (rechts) im Gespräch mit dem Oberhofer Stützpunkt­trainer Andi Langenhan.
SASCHA FROMM Bundestrai­ner Norbert Loch (rechts) im Gespräch mit dem Oberhofer Stützpunkt­trainer Andi Langenhan.

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