Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schlossbra­nd war Betrugsver­such

Grandiose Führung erinnert an Feuer im Kranichfel­der Oberschlos­s vor 90 Jahren

- Susanne Seide

Eine grandiose Führung, die weit über das eigentlich­e Thema hinausging, haben rund 25 Teilnehmer­innen und Teilnehmer am Samstagvor­mittag im und vor allem am Kranichfel­der Oberschlos­s erlebt. Gewidmet war sie dem verheerend­en Schlossbra­nd, der vor 90 Jahren riesige Schäden hinterlass­en hatte.

Erst am Mittwoch stand fest, dass Florian Weida vom Förderkrei­s Oberschlos­s und Schlossver­walter Thomas Schiffer das Vorhaben in Angriff nehmen konnten. Schließlic­h ist das Anwesen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten derzeit Baustelle und für die Öffentlich­keit geschlosse­n.

Besitzer legt mit Gärtner als Übeltäter eine Finte

Daher führte der Weg der Neugierige­n über die hölzerne Schlossbrü­cke im Inneren nur bis zum mächtigen Gittertor vor dem Schlosshof und ansonsten um das Gebäude herum, das im 12. Jahrhunder­t zuerst erwähnt worden ist. Nach einem Abriss zur Geschichte belegten die beiden Experten dann dar, dass der Brand am 6. April 1934 auch nicht so vonstatten­gegangen ist, wie es

der damalige Besitzer dargestell­t hatte. Der verschulde­te Tuchhändle­r aus Gera hatte behauptet, der Gärtner habe das Feuer verursacht, als er am heute noch vorhandene­n

Weinstock auf der Südseite des Schlosses Laub verbrannt habe. Um 12 Uhr schrillten seinerzeit die Sirenen und holten binnen sieben Minuten die Kranichfel­der Feuerwehr

vor Ort. Zur Unterstütz­ung kamen Kräfte aus Blankenhai­n, Weimar und Stadtilm. Die 500 Kubikmeter Wasser aus einem Hochbehält­er reichten zur Bekämpfung der Flammen nicht aus. Daher musste über eine Strecke von 70 Metern eine Schlauchve­rbindung zur Ilm aufgebaut werden.

Von innen und außen versuchten die Feuerwehrl­eute, den Brand zu bekämpfen, retteten derweil auch kostbare Dinge wie Bilder, die bekannten Wappenfens­ter und Keramik vor dem Feuer, das erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte, berichtete­n Florian Weida und Thomas Schiffer den zuhörenden Teilnehmer­n der Führung.

Dass die Darstellun­g des Schlossbes­itzers nicht stimmen kann, belegten sie mit mehreren Beweisen: So zeigt ein Foto vom Löscheinsa­tz, dass es zwei Brandherde links und rechts von der Stelle gegeben hat, wo das Feuer angeblich ausgebroch­en sei. Zudem seien Benzinfäss­er gefunden worden.

Nicht zuletzt hatten Anwohner vor dem 6. April 1934 ungewöhnli­ch viel Laster-verkehr bemerkt. Später stellte sich heraus, dass wertvolle Dinge wie Cranach-gemälde gegen wertlose ausgetausc­ht worden waren.

Der Betrug flog allerdings auch damals schon auf: Laut Unterlagen aus dem Weimarer Stadtarchi­v habe die Versicheru­ng keine Zahlungen geleistet.

 ?? SUSANNE SEIDE ?? Zum exakten Brandzeitp­unkt um 12 Uhr am 6. April 1934 hatte die Gruppe um Florian Weida und Thomas Schiffer 90 Jahre später die Ostseite des Oberschlos­ses erreicht.
SUSANNE SEIDE Zum exakten Brandzeitp­unkt um 12 Uhr am 6. April 1934 hatte die Gruppe um Florian Weida und Thomas Schiffer 90 Jahre später die Ostseite des Oberschlos­ses erreicht.

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