Zur Ikone des Surrealismus stilisiert
Das Kunsthaus Apolda zeigt die Vielschichtigkeit der Künstlerin Meret Oppenheim
Mit einem Augenzwinkern tanzte sie über den Abgründen des zwanzigsten Jahrhunderts. Die surrealistische Künstlerin Meret Oppenheim (1913 bis 1985) wird im Kunsthaus Apolda Avantgarde ausgestellt. Bekannt wurde die Schweizerin einerseits durch die Aktfotoserie 1933 von Man Ray, welche Oppenheim als geheimnisvolle Erotique-voilée an der Druckerpresse zeigt. Zweitens zahlte ihre Pelztasse auf die erdrückende Bekanntheit ein. Die Tasse ließ sie 1936 zur Vorreiterin surrealistischer Objektkunst und zum Ruhmesobjekt werden. Die Inspiration soll der Legende nach ein Gespräch mit Pablo Picasso in einem Pariser Café gewesen sein. Meret Oppenheim trug einen Messingarmreif mit Pelzbesatz. Picasso bemerkte das mit: „Man könne ja alles mit Pelz beziehen.“
Es sei schwer, die Schweizerin einer Kunst zuzuordnen. Hat sie doch alles ausprobiert: Möbeldesign, Malerei, Drucke, Schmuck, Zeichnungen und Lyrik. Es soll ihr nicht gut bekommen sein, schon in jungem Alter auf diese Weise bekannt geworden zu sein. „Die surrealistische Männerwelt hat Meret Oppenheim erdrückt“, folgert Kunstwissenschaftlerin Belinda Grace Gardner. Eine 18-jährige, künstlerische Krise mit einem Rückzug aus Paris in die Schweiz sind die Folgen. „Dann in den 1950ern erhebt sich die Künstlerin wie Phönix aus der Asche und gerät in
einen produktiven Ideenstrudel“, sagt Gardner.
Die Ausstellung im Kunsthaus ist zweigeteilt. Das Erdgeschoss ist dem Surrealismus, insbesondere Oppenheims frühen Werken, gewidmet. Im ersten Stock sind spätere Arbeiten von Meret Oppenheim zu finden, so Kurator Thomas Levy. Er ist der Leihgeber der Ausstellung und Weggefährte von Meret Oppenheim. Lange sei es schwer gewesen,
Oppenheim auszustellen, weil Galerien einen klaren Stil vom Künstler forderten, den die Schweizerin nicht hatte, nicht haben wollte.
„Sie mochte kategorisch keinen Kastengeist“, sagt die Kunstwissenschaftlerin. Oppenheim entwickelte eine ganzheitliche These menschlicher Androgynität, in der sich männliche und weibliche Anteile zu einer Synthese ergänzen sollen. Auch ihre Beziehungen zu Partnern
verschiedener Geschlechter drücken Oppenheims Freiheitsstreben aus. Die Ausstellung „Meret Oppenheim & Friends“ist vom 12. Mai bis zum 18. August im Kunsthaus Apolda Avantgarde zu besichtigen. Die Vernissage findet am Samstag, 11. Mai, um 15 Uhr statt. Finanziell ermöglicht hat die Ausstellung unter anderen die VR Bank Weimar, welche jährlich eine Ausstellung des Apoldaer Kunsthauses unterstützt.