Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Stadt will mit Graffiti-Gegenwehr starten – nächstes Jahr
Prävention – Repression – Wiedergutmachung sollen die drei Säulen des Konzepts werden. Breite Beteiligung geplant
Erfurt.
Die Stadt geht weder energisch gegen illegale Graffiti vor, noch bietet sie Gelegenheit für Graffiti-Sprayer, ihre Kunst legal an Wänden zu präsentieren. Diese Kritik an der Erfurter Verwaltung erneuert die CDUStadträtin Marion Walsmann jedes Jahr wieder. Bislang ohne sichtbaren Erfolg, wie es scheint. Dabei, so geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung hervor, müssen jedes Jahr etwa 10 000 Euro zur Beseitigung von Graffiti und sogenannten Tags aufgewendet werden. Einen speziellen Etat aber gibt es nicht, der dafür einkalkuliert ist: Im Doppelhaushalt 2017/18 jedenfalls sei dafür nicht ein Cent vorgesehen.
Was Aktivitäten gegen illegale Graffiti angeht, verweist die Stadt einmal mehr auf den Krimnalpräventiven Rat, der sich des Themas angenommen habe. „Dazu soll ein Konzept, aufbauend auf den drei Säulen Prävention – Repression – Wiedergutmachung entwickelt werden“, heißt es auf eine Anfrage unserer Zeitung. So richtig eilig aber scheint man es mit dem Thema auch weiterhin nicht zu haben: „Im Frühjahr 2018 ist eine Auftaktberatung geplant“, teilt eine Stadtsprecherin mit. Dann allerdings als ganz großer Aufschlag Zu diesem Termin sollen die Stadtratsfraktionen, das Bürgeramt, das Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, das Bauamt, das Amt für Grundstücksund Gebäudeverwaltung, das Rechtsamt, die Kulturdirektion, das Jugendamt, der Stadtjugendring Erfurt, das Bahnhofsmanagement, die Erfurter Stadtwerke und die Wohnungsunternehmen einbezogen werden.
„In dieser Arbeitsgruppe sollen mit einer breiten fachlichen Beteiligung möglichst viele fachliche und politische Impulse von Beginn an in die Konzeptentwicklung einfließen“, teilt die Verwaltung mit. Parallel dazu müsste die Finanzierung geklärt werden: Die Projektkosten werden aktuell auf rund 200 000 Euro pro Jahr geschätzt.
Und das Angebot legale Flächen? „Nach Möglichkeit und Abstimmung mit dem Bauamt stellt das Amt für Grundstücksund Gebäudeverwaltung Flächen, z. B. an Sporthallen zur Verfügung“, heißt es: „Das verhindert aber nicht den Wildwuchs.“
Kulturlotse Dietmar Schwerdt verweist auf Beispiele legaler Graffitigestaltung beispielsweise der Initiative OQPaint (Wilhelm-Külz-Straße 79, Zum Güterbahnhof 10, etc.), der Stadtwerke (Umspannwerk Melchendorf, Roland-MatthesSchwimmhalle), Kowo (Juri-Gagarin-Ring 62), Stadt Erfurt (Turnhalle Kartäuserstraße 50). Geplant ist durch die Telekom eine Gestaltung der Mauer Andreasstraße 38a. Legale Möglichkeiten befänden sich auch am ehemaligen Kohlekraftwerk Hohenwindenstraße 17. Bei der Suche nach weiteren Wänden sei der Kulturlotse gern hilfreich.