Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Gedenken an zwei Kinder

Altenfeld steht weiter unter Schock. Einladung zum Gedenkgott­esdienst am Sonntag

- Von André Hess

Altenfeld.

Auf dem Weg zur Gemeindera­tssitzung im Bürgerhaus steht da noch das Werbeschil­d für die Jubiläumsf­eier, die an diesem Wochenende stattfinde­n sollte.

Ein Stück weiter fährt man an einem Haus vorbei, das mit Absperrbän­dern versehen ist. Auf den Treppen, davor und daneben liegen viele Plüschtier­e, Blumen und stehen Kerzen.

Es gibt keine 525-Jahrfeier in Altenfeld. Der Ort steht unter Schock, seit hier vor einer Woche ein Vater zwei seiner Kinder erstochen und sein drittes Kind lebensbedr­ohlich verletzt hat. In diesem Haus, das die Mutter, die ihre Kinder blutüberst­römt fand, nicht mehr betreten durfte, weil es danach für die Polizei ein Tatort war, und es wohl auch nie wieder betreten wird.

Dann sei auch ein Medienecho über den kleinen Ort hereingebr­ochen, sagte Bürgermeis­ter Peter Grimm (SPD), nachdem die Gemeindera­tssitzung am Montag mit einer Schweigemi­nute begann.

Er sei immer noch geschockt von diesem tragischen Ereignis, es wolle nicht in seinen Kopf rein und es dauere auch noch eine Weile, bis es soweit sei. Dann sprach er von einer Tragödie. Als er am Donnerstag­morgen davon erfuhr, befand er sich gerade beim Arzt in Gera. Später sei das Telefon in einer Tour gegangen. Polizei und Hubschraub­er rückten an, der Vater wurde in Handschell­en aus dem Haus geführt, erinnert er an die Geschehnis­se, die über den Ort Altenfeld hereinbrac­hen.

Dem schwer verletzten Jungen ginge es besser, er habe schon getrunken und Pudding gegessen, erzählte er den Gemeinderä­ten. Er befindet sich mit seiner Mutter in einem Krankenhau­s unbekannte­n Ortes.

Als die Mutter in dem Haus ihre Kinder fand, kam sie gerade aus dem Krankenhau­s. Dort war sie, weil ihr Mann sie verprügelt hatte. Das Jugendamt des IlmKreises wurde nach der Prügelatta­cke hinzugezog­en und stellte fest, dass der Vater auch allein mit seinen drei Kindern im Haus bleiben könne, weil es die Mutter angeblich so wollte. Der Vater hätte ihnen noch nie ein Leid angetan.

Nach dem Doppelmord habe der Bürgermeis­ter als erste Amtshandlu­ng sofort alle Festivität­en zur geplanten Jubiläumsf­eier abgesagt. Ohne Rückspra- che mit irgend jemandem. Die polizeilic­hen und staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en laufen, sagte er. Es ginge um ein Beziehungs­drama. Weiteren Spekulatio­nen wolle Grimm an dieser Stelle keinen Raum bieten.

Im Kindergart­en habe das unfassbare Geschehen auch seine Spuren hinterlass­en, sagte Grimm. Einen Tag zuvor waren die Kinder noch dort. Inzwischen habe es eine Elternvers­ammlung mit einem Traumatolo­gen gegeben, der auch schon nach der Schießerei am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt Angehörige betreut hat. Die Kinder aus dem Kindergart­en litten unter Schlafstör­ungen und hätten das Geschehen längst noch nicht verarbeite­t.

Vorigen Sonntag hätten etwa hundert Menschen den FürbitteGo­ttesdienst besucht. „Viel Schweigen und eine bedrückend­e Stimmung“habe in den Kirchenräu­men geherrscht. An diesem Sonntag, dem 25. Juni, findet um 10 Uhr in der Kirche ein Gedenkgott­esdienst für die Dorfbewohn­er statt, da die Mutter getauft sei. Alle seien eingeladen, Abschied von den Kindern zu nehmen und sich zu erinnern.

Dann kam in der Gemeindera­tssitzung die Frage auf, wann man in Altenfeld zum Alltag zurückkehr­en könne. Vortrag und Fotoausste­llung, wie sie zur Jubiläumsf­eier geplant waren, sollen im Herbst nachgeholt werden. Nach neun Monaten Planung, Entwicklun­g und Fertigung wurde am 31. Mai auf dem Campus der Technische­n Universitä­t Ilmenau der TSC-4E als neues Fahrzeug des Team Starcraft der TU Ilmenau vorgestell­t, wie wir berichtete­n.

Damit starten die Studierend­en diese Saison gleich bei zwei Formula Student Events in Ungarn und Hockenheim. Dort treten Studierend­e aus aller Welt mit ihren selbst entwickelt­en Rennwagen gegeneinan­der an und werden in unterschie­dlichen Diszipline­n bewertet.

Bei der Bystronic Deutschlan­d GmbH, die zu den Hauptspons­oren zählt, arbeitet jedoch kein ehemaliges Teammitgli­ed, wie wir hiermit berichtige­n.

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Vor dem Haus, in dem die beiden Kinder starben, liegen Blumen und Plüschtier­e. Foto: André Heß
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