Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Polizei erhält Hinweise zum Sex-Täter
Neue Reaktionen nach Fernsehsendung
Saalburg-Ebersdorf.
Die Fahndung nach dem vermeintlichen Sextäter, der vor einem Jahr in Ostthüringen mehrere Mädchen missbraucht haben soll, hat an Fahrt aufgenommen. Nachdem der Fall aus SaalburgEbersdorf vergangene Woche in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“vorgestellt wurde, sind bei der Polizei 73 Hinweise eingegangen. Schon während der Sendung meldeten sich 29 Zuschauer; anschließend stand das Telefon der Kriminalpolizei Saalfeld bis 3 Uhr morgens nicht still. „Diese Sendung ist prädestiniert dafür, viele Menschen zu erreichen“, sagt Polizeioberkommissarin Heidi Sonnenschmidt, die in der Sendung Phantombilder des Mannes zeigte. „Mit so einer großen Resonanz hatten wir allerdings nicht gerechnet.“Die 73 Hinweise zu dem vermeintlichen Täter gingen aus dem ganzen Bundesgebiet ein. Darunter seien „einige sehr brauchbare Anhaltspunkte“, heißt es aus der Landespolizeiinspektion Saalfeld. „Diesen gehen wir nun akribisch nach“. Abhängig von der Region werden dabei auch weitere Polizeidienststellen einbezogen.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der unbekannte Mann mehrere Mädchen in einem Ferienlager nahe des Strandbades in Saalburg-Ebersdorf am 10. Juli 2016 sexuell belästigt und missbraucht. Der Täter wird als 30 bis 45 Jahre alt beschrieben, er soll 1,80 Meter groß und von schlanker Statur sein. Er hatte dunkelbraune, kurze gelockte Haare, blaue Augen und leicht gebräunte Haut. Er sprach die Kinder mit einer tiefen Stimme an. Zeugenaussagen zufolge könnte der Mann mit einem roten Auto älteren Baujahres in Verbindung stehen. Weiterhin könnte sich der Täter am Nachmittag des 10. Juli 2016 in einer Männergruppe im Bereich des Strandes bei einem Fußballbolzplatz aufgehalten haben. Zeugen, die am 10. Juli 2016 eine Person im Bereich des Ferienlagers oder Strandbades bemerkt haben, auf die die Beschreibung passt, werden gebeten, sich an die Kripo Saalfeld zu wenden. Die Ermittler der Kripo Saalfeld nehmen Hinweise entgegen unter Tel. (03672) 4171417.
Erfurt.
Für rund 190 460 Schüler beginnt heute der schönste Tag im Schuljahr: Der Start in die großen Sommerferien. Die 6608 Thüringer Abiturienten haben ihre Abschlusszeugnisse schon bekommen, die anderen erhalten sie heute.
Allerdings werden einige von ihnen Lücken aufweisen. Etwa 10 000 Thüringer Schüler, ergab eine parlamentarische Anfrage im Frühjahr, können wegen Unterrichtsausfall in einzelnen Fächern keine Noten gegeben werden. Wie hoch die Zahl der tatsächlichen Leerstellen auf den Zeugnissen nach dieser Schätzung ist, war im Bildungsministerium zum gestrigen Tag noch nicht bekannt.
Wie auch immer die Zeugnisse für den einzelnen Schüler ausfallen, für das Thüringer Schulwesen gibt es nach Einschät- zung der Bildungsgewerkschaft GEW nur mäßige Noten. Unterrichtsausfall, fachfremde Vertretung – auch das zurückliegende Schuljahr war vom Grundübel Lehrermangel gezeichnet. Schon zu Beginn des Schuljahres sind an den Regelschulen 4,4 Prozent des Unterrichts ausgefallen. Ein Altersdurchschnitt von deutlich über 50 in den Lehrerzimmern, dazu eine Rekordzahl an Langzeiterkrankungen, Thüringens Schulen haben mit einem großen Problem zu kämpfen, kommentiert die GEW-Landeschefin Kathrin Vitzthum die Zahlen.
Allein zu diesem Halbjahr werden nach Information aus dem Bildungsministerium 581 Lehrer aus dem Dienst ausscheiden. Ein altes Problem, auf das in diesem Schuljahr das Bildungsministerium mit einer angekündigten Offensive reagierte. Die jährlich geplante Neuein- stellung von 500 Lehrern sollen im kommenden Jahr auf 900 und 2019 auf 650 Pädagogen erhöht werden. Ein guter Anfang, so der Kommentar von GEW und Lehrerverband, doch es werde nicht reichen, um vor allem den neuen Herausforderungen von Inklusion gerecht zu werden. Nicht einmal die altersbedingten Abgänge würden ausgeglichen, denn die Schülerzahlen steigen weiter, moniert die GEW. Die Statistik gibt ihr recht. Während zum vorletzten Schuljahr 17245 Erstklässler eingeschult wurden, werden es in diesem August mehr als 1000 Kinder mehr sein.
Für das neue Schuljahr laufen unterdessen die Einstellungsverfahren an den staatlichen Schulämtern. Dort sind laut Bildungsministerium 308 unbefristete Stellen ausgeschrieben. An Bewerbern dürfte es nicht fehlen, vor einem Jahr hatte es für knapp unter 300 Ausschreibungen mehr als 1700 Interessenten gegeben. Wie bereits zum Winterhalbjahr, wo 192 Lehrer in den Schuldienst übernommen wurden, wird die Herausforderung darin bestehen, Pädagogen für gesuchte Fächerkombinationen, Schularten und Regionen zu finden. In den vergangenen Jahren habe es stets viele Bewerber für Gymnasien gegeben, Lehrer für Grund-und Regelschulen dagegen wurden händeringend gesucht. Der Trend, befürchtet man im Ministerium, dürfte anhalten.
Um geeignete Bewerber zu finden, lockt seit Frühjahr auch in Thüringen wieder die lange diskutierte Verbeamtung von Lehrern. Ob das Kalkül bei der Suche aufgeht, wird man sehen. Von den Lehrern im Schuldienst haben bereits mehr als 2200 einen Antrag dafür gestellt.
Für das kommende Schuljahr mahnt die GEW erwartungsgemäß eine Liste von Verbesserungen an. Sinnvolle Teilzeitangebote für ältere Pädagogen, weniger Bürokratie, Qualifizierungsmöglichkeiten für Erzieher und vor allem natürlich mehr Personal. Jede freie Lehrerstelle, so eine Forderung, muss schnellstmöglich neu besetzt werden, dazu eine Aufstockung der Vertretungsreserve auf etwa 600 Vollzeitstellen. Ohne Hausaufgaben geht es allerdings auch nicht für jeden Schüler ab. Laut einer Forsa-Umfrage paukt faste jeder dritte Schüler in Deutschland auch in den Ferien. Wenigstens den anderen winken sechs lange unbeschwerte Wochen.
Lehrer für Regelschulen dringend gesucht