Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Wie funktioniert ein Teilchenbeschleuniger?
Girls-Woche in Ilmenau: Wie an der Universität Mädchen für Technik, Informatik und Physik begeistert werden sollen
men mit der Thüringer Koordinierungsstelle Naturwissenschaft & Technik eine solche Woche für Schülerinnen anbietet. In diesem Jahr zum 20. Mal. Die Mädels haben schon eine Vorlesung über optische Werkstoffe gehört, eine in Physik, sie haben Rechercheaufgaben erhalten, deren Ergebnisse sie spä- so weit weg sind von dem, was ein Studium fordert, ist das Ermunterung.
Und, funktioniert es?
Sie haben es gut erklärt, findet Rosel Schmidt. Für ihren Geschmack vielleicht ein wenig zu detailliert, sie habe, gesteht sie tapfer, zwischendurch ein bisschen abgeschaltet. Reine Infor- matik, sagt sie, wird es sicher nicht. Sie tendiert eher zur Biophysik. Die Gymnasiastin aus Ilmenau macht im nächsten Jahr ihr Abitur. Stimmt es, dass sich die Jungen mehr für Naturwissenschaften interessieren? Wenn, dann entscheiden sie sich eher für Biologie, sagt sie. Von den 17 Teilnehmern im Leistungskurs Physik sind gerade einmal zwei Schülerinnen. Schwer zu sagen, warum. Vorurteile, vielleicht die Meinung, Jungen könnten das ohnehin besser. Ein ähnlicher Befund auch bei Clarissa Werner aus Erfurt. „Physik erhöht“ist in ihrer Schule mehrheitlich eine Angelegenheit der männlichen Mitschüler. Und in Mathe überlassen die Mädchen ihnen oft die Antworten, aus Angst etwas Falsches zu sagen.
Auch Rollenbilder prägen Interessen
Den Algorithmen folgt Facebook. Eine Vorlesung darüber, wie soziale Netzwerke funktionieren und wie das Verhalten von Nutzern berechnet werden kann. Professor Kai-Uwe Sattler eilt in den Raum, er hat Postdoktorandin Nadine Steinmetz von der Fakultät mitgebracht.
Das ist gut, sagt Nadine Heuchling, denn es geht auch um Rollenbilder. Viele Workshops werden von Wissenschaftlerinnen geleitet. Mag sein, dass einige von ihnen unter ihren männlichen Kollegen Exotinnen sind, aber auch das ist eine Botschaft: Sie haben es drauf und setzen sich durch.
Fühlt sich Nadine Steinmetz als Exotin? Stimmt schon, räumt sie ein, ihr Fach ist eine Männerdomäne. Doch darüber denkt sie nicht groß nach. Es geht nicht ums Geschlecht, es geht um das Interesse. Das beginne zum Beispiel schon damit, dass Eltern auf die Mathenoten der Töchter genauso ernst schauen, wie auf die der Söhne.
Mit den Mathenoten von Clarissa Werner ist alles in Ordnung. Mit den anderen übrigens auch. Die Schülerin aus Erfurt hat die 11. Klasse beendet, in einem Jahr muss sie sich entscheiden. Festgelegt hat sie sich noch nicht. Doch eine solche Woche, so viel steht fest, ist dabei sehr hilfreich.