Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Naturparadies am Schneckenhügel
Rolf Grundtner ist Teilnehmer beim Wettbewerb ökologisch wertvoller Garten in Ilmenau. In seinem Kleingarten setzt er auf Naturnähe
Ilmenau.
„Bei mir wird alles bepflanzt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist“, scherzt Rolf Grundtner und zeigt auf eine alte Jeanshose, die er – unglaublich, aber wahr – zum Übertopf umfunktionierte. „Das war meine“, entfährt es ihm mit einem Grinsen. Die Schuhe und Stiefel in unmittelbarer Nähe des interessanten Pflanzbehälters tun es der Hose gleich und dienen wie ihr großes Vorbild als Gefäß für satt-grüne Steinrosen.
Die Sukkulenten drängen aus sämtlichen Öffnungen der alten Kleidungsstücke. Da, wo die Schuhe einst den großen Zeh von Rolf Grundtner beherbergten, sprießen nun die genügsamen Pflanzen rosettenartig, fast wie ein dickblättriges Mosaik aus jedem kleinen Loch.
Es ist ein wirklich außergewöhnliches Stillleben, das eine erwartet, wenn man den 66-Jährige in seinem Garten in Ilmenau besucht. Aber es passt in das Gesamtbild. Bereits seit 32 Jahren hegen und pflegen Rolf Grundtner und seine Frau Roswitha ihren auf Natürlichkeit ausgerichteten Schrebergarten in der Anlage des Kleingartenvereins (KGV) „Schneckenhügel“. In dieser Zeit haben die beiden sich so einiges einfallen lassen, um ihr ökologisch nachhaltiges Reich zu gestalten.
„In der DDR gab es doch nichts“, erklärt Grundtner. „Da musste man kreativ sein. An Erde oder Dünger kamen wir damals nicht so einfach ran“, erin- nert er sich. Angefangen hat der Kleingärtner mit einem einfachen Kompost und einer 200-Liter-Regentonne, die er aus einer Lackfabrik bekam und reinigte. Langsam steigerte er sein ökologisches Engagement.
Inspiriert von Gartenzeitungen folgten schnell mehrere Tonnen, in denen er ökologischen Dünger herstellt. Brennnesseln, die natürlich auch im Grundtnerischen Garten heimisch sind, legt der gebürtige Ilmenauer so lange in Wasser ein, bis sie sich zersetzt haben. Das namhafte Gebräu noch mit Steinmahl gemischt, und der perfekte Bio-Dünger ist fertig – perfekt für die unzähligen Petunien, Studentenblumen und Rosen, die farbenprächtig an Rankhilfen emporwaschen.
Nicht nur Pflanzen hat der Naturfreund ins Herz geschlossen. In einem selbst gebauten Insektenhotel gibt Grundtner Solitärbienen und Schlupfwespen Obdach. Eine Spatzenvilla, eine Igelburg und ein Vampirhaus runden das tierische Hotelangebot ab.
Mit seiner Experimentierfreude und Naturverbundenheit konnte Rolf Grundtner viele Jahre in Folge beim Wettbewerb „ökologisch wertvoller Garten“in Ilmenau punkten. Über ein Dutzend Teilnameplaketten prangen am Eingang der kleinen Hütte, in der in diesem Sommer bestimmt die nächsten Pläne für ein außergewöhnliches Projekt heranreifen werden.