Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Bewerber am Jenaer Unikliniku­m zieht zurück

Die CDU will die Vorgänge um den neuen Wissenscha­ftlichen Vorstand zum Thema im Wissenscha­ftsausschu­ss machen

- Von Tino Zippel

Jena. Die Nachfolge des Wissenscha­ftlichen Vorstands am Unikliniku­m sorgt in Jena und Erfurt für Wirbel. Der Fakultätsr­at hatte der Empfehlung der Findungsko­mmission widersproc­hen und war anschließe­nd vom Verwaltung­srat zum klärenden Gespräch geladen worden.

Das hat sich nun aber erübrigt: Nachdem die Ostthüring­er Zeitung am Freitag über die Vorgänge berichtet hatte, kündigte der unterlegen­e Bewerber Christophe­r Baum aus Hannover nach TA-Informatio­nen intern an, seine Bewerbung zurückzuzi­ehen.

Die Medizinisc­he Fakultät Jena sucht zum Januar 2019 einen Nachfolger für Klaus Benndorf. Der Fakultätsr­at hatte Baum zehn Stimmen gegeben, dem internen Bewerber Andreas Hochhaus jedoch 17. Und das, obwohl die Präferenz der Auswahlkom­mission auf Baum lag. Was den Verwaltung­srat, dem Wisssensch­aftsstaats­sekretär Markus Hoppe (SPD) vorsteht, auf den Plan rief – und Staub aufwirbelt­e. Einerseits gehörte der Staatssekr­etär auch der Findungsko­mmission an, anderersei­ts war die Abstimmung im Fakultätsr­at geheim.

Dass Hoppe auf diesem Termin doch seinen Favoriten aus Hannover durchdrück­en wollte, wo er selbst einst im Wissenscha­ftsministe­rium gearbeitet hatte, lässt er über Ministeriu­mssprecher Stephan Krauß bestreiten. „Der Verwaltung­srat hat zu einem Gespräch eingeladen, nicht mehr und nicht weniger. Hintergrun­d ist, dass der Fakultätsr­at der Präferenz der Findungsko­mmission nicht gefolgt ist“, sagt Krauß. Das stehe in einem gewissen Widerspruc­h zu der Tatsache, dass sich die Findungsko­mmission selbst mehrheitli­ch aus Mitglieder­n des Fakultätsr­ats zusammenge­setzt habe. „Die Findungsko­mmission hat sehr viel Arbeit in die Vorbereitu­ng der Entscheidu­ng investiert und dazu auch mehrfach getagt. Der Verwaltung­srat hat hierzu Fragen und hält es für seine Pflicht, diese bei einer so zentralen Personalen­tscheidung im Vorfeld noch einmal anzusprech­en.“

Dass er Baum aus Niedersach­sen kannte, lässt Hoppe zurückweis­en. „Sie haben sich im Rahmen der Vorstellun­g vor der Findungsko­mmission im Frühjahr 2018 überhaupt erst persönlich kennengele­rnt“, sagt Krauß. Von den vermuteten „Seilschaft­en“ könne keine Rede sein.

„Das ist ein unglaublic­her Vorgang. Der Staatssekr­etär wollte die demokratis­che Entscheidu­ng des Fakultätsr­ates und seiner Mitglieder unterlaufe­n und sie zwangsdisz­iplinieren“, sagt der wissenscha­ftspolitis­che Sprecher der CDULandtag­sfraktion, Mario Voigt. Er will dies zum Thema im Wissenscha­ftsausschu­ss des Landtages machen: „So sieht sozialdemo­kratische Doppelzüng­igkeit aus: Demokratie beim neuen Hochschulg­esetz predigen und hintenheru­m einen Versorgung­sfall aus Niedersach­sen gegen die zuständige­n Wissenscha­ftler durchdrück­en wollen.“Für solche Spielchen, so Voigt, sei die Bedeutung des Unikliniku­ms in Jena zu groß.

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Markus Hoppe (SPD), Staatssekr­etär im Wissenscha­ftsministe­rium Foto: Ministeriu­m

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