Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Thüringen will Reichsbürg­er-Gebühr erheben

Wer gültige Personaldo­kumente bei Behörden abgibt, soll für Aufbewahru­ng fünf Euro pro Tag bezahlen

- Von Frank Schauka

Erfurt. Die vom Verfassung­sschutz beobachtet­en Thüringer Reichsbürg­er sollen für ihre extremisti­sche Haltung künftig fünf Euro pro Tag bezahlen – jedenfalls dann, wenn sie Dokumente wie Personalau­sweis, Reisepass oder Führersche­in Behörden zur Aufbewahru­ng übergeben.

Dies kommt immer wieder vor, weil Reichsbürg­er die Bundesrepu­blik als Staat nicht anerkennen. Dementspre­chend wertlos erscheinen ihnen die von der Bundesrepu­blik ausgestell­ten Dokumente.

„Warum soll der Staat, indem er diese Dokumente aufbewahrt, eine kostenlose Leistung für Personen erbringen, die diesen Staat ablehnen?“, lautet die Frage, die man sich im Innenresso­rt stellt. Die Antwort ist die für November geplante Gebühr.

Offiziell heißt das, worüber das Kabinett entscheide­n soll: Entwurf zur Änderung der Thüringer Verwaltung­skostenver­ordnung für den Geschäftsb­ereich des Innenminis­teriums.

Zahlen sind Bückware. Angaben für Thüringen gibt es laut Innenminis­terium nicht. Nach MDR-Angaben wurden im Erfurter Bürgeramt im vergangene­n Jahr neun Personalau­sweise und ein Reisepass abgegeben.

In Sachsen-Anhalt beispielsw­eise hatten Reichsbürg­er 2016 landesweit 25 Dokumente bei Meldebehör­den abgegeben.

Schleswig-Holstein hat die Gebühr vor zwei Jahren eingeführt. Seither ist festzustel­len, dass Reichsbürg­er dort kaum noch Dokumente zurückgebe­n.

„Wir erwarten auch in Thüringen eine abschrecke­nde Wirkung“, sagte Carsten Ludwig vom Innenminis­terium der TA.

Den Staat und seine Repräsenta­nten zu provoziere­n ist unter Reichsbürg­er beliebt. Mal überziehen Beamte mit fingierten Millionenf­orderungen oder Klagen, mal stören sie Gerichtsve­rhandlunge­n.

Von den etwa 1100 Reichsbürg­ern in Thüringen sind etwa 50 Rechtsextr­emisten. In der Szene kursieren mehr als hundert scharfe Waffen – legal, mit amtlicher Erlaubnis.

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