Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Die Angst vor der Angst
Jede Frau weiß, wie gesundheitsschädigend für einen Mann der Zwangsaufenthalt in einem Kaufhaus sein kann. Der Blutdruck steigt, Stresshormone werden ausgeschüttet. Noch schlimmer ist ein sog. Kreativmarkt, wo der hilflose Mann von Borten, Knöpfen und Filz umzingelt wird. In Erfurt habe sie am Wochenende deshalb Chill-Ecken für Männer eingerichtet. Nach dem Vorbild großer Kaufhäuser, die seit Längerem solche Notinseln bereithalten. Das ändert aber nichts am Grundproblem. Irgendwann braucht jeder Mann eine neue Hose oder einen Mantel. Manche Frauen setzen auf kurze Aufenthalte in Geschäften, die allmählich verlängert werden. Ähnlich wie bei einer Desensibilisierung von Allergikern, wo der Stoff in kleinen Dosen zugeführt wird, damit sich das Immunsystem an ihn gewöhnt. Aber die Zeit hat nicht jeder. Ich rate zum Überraschungsangriff.
Zum Beispiel: Der Mann benötigt etwas für seinen PC. Sie zeigen Empathie und bieten Begleitung an. Völlig angstfrei betritt er die Technikabteilung, kauft ein und begibt sich zurück zum Parkhaus. Das ist der Moment, in dem Sie zuschlagen. Geschickt führen Sie ihn dabei an der Konfektionsabteilung für Herren vorbei. Wichtig dabei ist: Es muss glaubhaft nach Zufall aussehen. Das erfordert Ortskenntnis und exakte Wegeplanung. Dann nutzen Sie den Überraschungseffekt und schlagen zu. Ich habe es ausprobiert, es hat funktioniert. Er brauchte einen neuen Toner und kam mit einem neuen Mantel nach Hause. Es hat keine 15 Minuten gedauert und tat gar nicht weh. Manche Männer werden jetzt vielleicht von hinterlistiger Täuschung sprechen. Aber wir meinen es nur gut. Denn erfahrungsgemäß ist die größte Angst immer die Angst vor der Angst.