Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Die Ur-Thüringer bauten sich bis zu 44 Meter lange Häuser
Das Thüringer Becken war vor 4000 Jahren die bevorzugte Wohngegend der bronzezeitlichen Menschen. 14 Siedlungen sind bisher bekannt
Halle/Saale. Vor rund 4000 Jahren, zu Beginn der Bronzezeit, gehörte Thüringen zu den Hauptsiedlungsgebieten der Menschen in Mitteldeutschland. Allerdings konzentrierten sich ihre Wohnbauten auf ein vergleichsweise kleines Gebiet im Thüringer Becken sowie im Harzvorland. Das bestätigte Mario Küßner vom Thüringer Landesamt für Archäologie auf dem heute endenden Mitteldeutschen Archäologentag in Halle.
14 Wohnstandorte haben Archäologen im Städtedreieck von Erfurt, Mühlhausen und Artern dokumentieren können, während im übrigen Thüringen nicht ein einziger Nachweis gelang. Das Siedlungsgebiet erstreckte sich vom Thüringer Becken aus weiter nach SachsenAnhalt. Die gesamte Region ist geprägt durch fruchtbare Lößböden und ebene oder leicht hügelige Landschaften.
Die Wahrnehmung der Frühbronzezeit sei bisher vor allem durch Einzelfunde bestimmt, sagt der Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, Harald Meller. Dazu gehören der Fürstenhügel von Leubingen sowie die Bronzescheibe von Nebra. Dabei, so Meller, sei gerade auch in punkto Siedlungsarchäologie inzwischen viel erforscht, aber noch nicht publiziert worden.
Wie aktuelle Grabungen in Thüringen bestätigen, hatten sich die damaligen Menschen meist Wohnstallhäuser von gewaltigen Ausmaßen gebaut. Das größte bekannte Haus in Thüringen war 44 Meter lang und 11 Meter breit. In einem Hausteil lebten die Menschen, im anderen brachten sie ihr Vieh unter. Anhand von Phosphatspuren können Archäologen die einzelnen Hausbereiche noch immer klar voneinander abgrenzen. Auffallend sei, sagt Mario Küßner, dass die Bauten zwar immer in Auenlandschaften standen, zugleich aber in leicht erhöhter Lage. Der Hochwasserschutz war offenbar schon vor 4000 Jahren ein wichtiger Aspekt.
Im Zentrum der damaligen Siedlungen befand sich der Fürstenhügel von Leubingen (Landkreis Sömmerda). 140 Jahre nach der Ausgrabung des Fürstengrabes korrigieren Archäologen jetzt dessen Größenangeben. Er war ursprünglich viel größer als vor Ort zu sehen. Laut Küßner betrug der Durchmesser 48 statt der bisher kommunizierten 34 Meter. Das haben zwei Kontrollgrabungen am Rande des Hügels ergeben.
Der Fürst war mit reichlich Goldschmuck sowie mit Steinund Bronzewaffen bestattet worden. Allein schon deshalb spricht der Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, Harald Meller, vom Leubinger Fürstengrab als einem Schlüssel zum Verständnis des Lebens in der Frühbronzezeit.
Der Fürstenhügel war weit größer als heute