Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Ballonfahrer auf WM-Kurs
Thüringer steigen zur Qualifikationsfahrt in Deutschland auf und landen erfolgreich in Finnland
Niederdorla. Mit einer Ballonfahrt zum Geburtstag ließ er sich seinerzeit begeistern – nun qualifiziert sich Matthias Zenge zum wiederholten Mal für den Gordon-Bennett-Cup – die Weltmeisterschaft der Ballonfahrer. Zusammen mit seinem Teamkollegen Benjamin Eimers absolvierte er am vorigen Wochenende die erste von zwei Qualifikationsfahrten. Der Ballon startete in Gladbeck und landete 61 Stunden und 35 Minuten später in Finnland – 20 Kilometer vor der russischen Grenze. Von Gladbeck starte das Team meistens, weil ihr Ballon mit Wasserstoff-Gas gefüllt werde und dieses im Ruhrgebiet besser zu bekommen sei. Matthias Zenge
Schon Tage vor dem Start überwacht Zenge das Wetter. „Die Richtung, in die der Ballon fährt, bestimmt immer der Wind. Wir können grob abschätzen, wo es hingehen wird, aber genau bestimmen können wir es nicht.“Auch während der Fahrt behält der Ballonfahrer das Wetter immer im Blick.
Freitagabend ging es los. In der Nacht überquerten sie die Ostsee Richtung Norden. Auf dem Meer sei es nicht kompliziert gewesen, den Ballon zu lenken. „Auf dem Land ist das je nach Luftraum komplizierter“, so Zenge. Man müsse ausprobieren welcher Luftraum die richtige Richtung hergibt.
„Wir sind Samstagabend an Stockholm vorbeigefahren. Wegen des Flugverkehrs muss man da schon etwas aufpassen.“Die Flugsicherung gebe dem BallonTeam dann die Höhe an, in der sie fahren dürfen. Die Flugzeuge fliegen im Landeanflug unter dem Ballon hinweg.
In der Dunkelheit müsse man einiges beachten, sagt Zenge. Der Ballon darf nicht zu tief ge- hen, weil eventuelle Hindernisse nicht gut sichtbar seien. Eine Matthias Zenge (links) und Benjamin Eimers in Finnland. Landung sei deswegen schon gar nicht möglich. Geplant war die Landung eigentlich am Sonntagmittag in der Nähe der russischen Grenze. „Wir waren zum Ende hin aber zu schnell unterwegs“, berichtet er. „Die ganze Nacht hatten wir damit zu tun, Luftschichten zu suchen, die den Ballon ausbremsen.“Weiter als auf 80 Kilometer pro Stunde konnte der Ballon nicht abgebremst werden.
Auch die Bedingungen auf dem Boden waren für eine Landung nicht optimal. Schaue man sich die Fläche Finnlands im Internet an, kann man sehen, dass es dort viele Seen und Wälder gibt. „Ist man aber wirklich da, sieht man, dass ein See an den anderen grenzt, und drumherum ist überall Wald“, erzählt der Ballon-Pilot. Außerdem sei der Ballon der russischen Grenze immer näher gekommen, über die man nicht ohne Genehmigung fahren darf.
„Es hätte sicher viel Ärger gegeben, wenn wir es nicht geschafft hätten, vorher zu landen“, ist sich Zenge sicher. Etwa 20 Kilometer vor der Grenze entdeckte das BallonfahrerTeam zwischen dichten Wäldern einen Flugplatz. „Das war optimal. Wir versuchten, den Ballon so zu lenken und zu bremsen, dass wir dort landen können – und es hat geklappt.“Matthias Zenge hätte gerne mehr von Finnland gesehen. Hätte der Wind sie etwas langsamer und etwas mehr Richtung Norden getrieben, wäre es eine optimale Fahrt gewesen. So landeten sie am vergangenen Sonntagmorgen, kurz nach 8 Uhr, auf dem Flugplatz.
Eine weitere Qualifizierungsfahrt müsse das Team in diesem Jahr noch machen, um 2019 an der Weltmeisterschaft in Frankreich teilnehmen zu dürfen. 2014 wurde Zenge das erste Mal Weltmeister, im vorigen Jahr landete er auf Platz drei. „Da haben Ballast und Geschwindigkeit gefehlt“, sagt er. Für 2019 soll dann alles stimmen.
„Die ganze Nacht hatten wir damit zu tun, Luftschichten zu suchen, die den Ballon ausbremsen.“