Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Forscher wollen Krebszellen künftig besser beobachten können
Neues Fraunhofer-Projektzentrum in Erfurt nimmt die Arbeit auf. 35 Millionen Euro als Anschubfinanzierung
Erfurt. Krebszellen im Körper beobachten, ohne sie durch zu viel Licht zu zerstören – das ist ein Anwendungsfeld der Forscher am neuen Fraunhofer-Projektzentrum „Mikroelektronische und Optische Systeme für die Biomedizin“. Interdisziplinär arbeiten dort Mikroelektronikspezialisten mit den Experten der Optik und der Medizintechnik zusammen.
Rund 35 Millionen Euro lassen sich der Bund und das Land die Einrichtung kosten. Thüringen habe zunächst 7,5 Millionen Euro beigesteuert, erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee bei der gestrigen Eröffnung des Projektzentrums im Erfurter Südosten. Im Sommer vergangenen Jahres habe man das Vorhaben erstmals vorgestellt, zu Jahresbeginn habe Fraunhofer das Gebäude gekauft und jetzt starten die Arbeiten. „Ein glücklicher Tag für Thüringen“, versicherte SPDPolitiker Tiefensee. Hier werde Steuergeld sinnvoll eingesetzt, so der Minister.
„Das ist ein besonderer Tag für mich“, erinnerte sich der Erfurter SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider an seine Kindheit in der Plattenbauwohnung am Erfurter Herrenberg. „Die haben wir damals nur bekommen, weil meine Mutter bei der Mikroelektronik arbeitete“,so Schneider schmunzelnd. Die Branche sei mit Firmen wie X-Fab und Melexis noch immer am Standort präsent. Jetzt komme ein wichtiger Baustein der Forschung hinzu.
Mit dem Standort Erfurt habe sich die Fraunhofer-Gesellschaft für eine Stadt mit perfekten Anschlüssen per Autobahnen und ICE-Trasse entschieden, zeigte sich Schneider über den Zuschlag für die Thüringer Landeshauptstadt erfreut. Er dankte der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft für deren Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Objekt für das Zentrum.
Mit der interdisziplinären Zusammenarbeit von FraunhoferInstituten in Dresden, Leipzig und Jena bei diesem Projekt gelinge der Schulterschluss zwischen Sachsen und Thüringen, zeigte sich der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Reimund Neugebauer, überzeugt. In Thüringen seien mit den Kompetenzzentrum nunmehr sechs Fraunhofer-Einrichtungen angesiedelt. Nach Jena, Ilmenau und Hermsdorf erscheine Erfurt auf der Karte der Gesellschaft. Ziel der Kooperation mehrerer Institute sei es, Anwendungen zu entwickeln, die den Menschen nutzen, versicherte Hubert Lakner, Vorsitzender des Lenkungskreises für das Projektzentrum und Institutsleiter des Fraunhoferinstituts IPMS in Dresden.
Demnach wird sich das Fraunhofer-Projektzentrum in Erfurt zunächst auf drei ausgewählte Technologieplattformen konzentrieren: optische Systeme für die hochaufgelöste Mikroskopie, die verbesserte medizinische Bildgebung sowie Technologien für die Biosensorik. Perspektivisch ist die Ausweitung der Aktivitäten auf andere Anwendungsfelder denkbar, sagte Lakner. Nach seinen Worten ist der Transfer der Forschung und Entwicklung in industrielle Technologien und Pilotfertigung von Beginn an Bestandteil des Projektzentrums.
„In Erfurt sollen bald anwendungsreife Systeme für Medizintechnik, Analytik, Diagnostik, Biotechnologie und -photonik, sowie Pharma und Ernährungswirtschaft entwickelt und in die Industrie transferiert werden“, erläuterte Lakner die Pläne.