Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Warum Brötchen teurer werden

Erste Bäckereike­tten erhöhen die Preise. Die Branche klagt über die schlechte Getreideer­nte und steigende Kosten

- Von Wolfgang Horch

Berlin. Süßes oder Saures?, heißt es am Ende des Monats wieder zu Halloween. Wer heute beim Bäcker etwas Süßes haben möchte, dem kann das aber bereits in diesen Tagen sauer aufstoßen. Beim Bezahlen. Denn die ersten Ketten haben die Preise erhöht. Das Schokocroi­ssant kostet plötzlich 1,50 Euro statt 1,35 Euro. Für das Franzbrötc­hen werden 1,35 Euro statt zuvor 1,20 Euro fällig – ein sattes Plus von 12,5 Prozent. Seit gut einer Woche sei alles teurer geworden, sagt ein Verkäufer. Andere Backwaren kosten sogar 30 Cent mehr, wie zum Beispiel das Dinkelvoll­kornbrot für nun 4,60 Euro. Die Getreidepr­eise seien gestiegen, sagt der Verkäufer. Eine Anfrage unserer Redaktion lässt der Großbetrie­b unbeantwor­tet.

Beim Zentralver­band des Deutschen Bäckerhand­werks äußerte man sich dagegen zu den Hintergrün­den. Der trockene Sommer hätte Konsequenz­en für viele Branchen gehabt, sagte Hauptgesch­äftsführer Daniel Schneider. „Das Bäckerhand­werk war ebenfalls direkt betroffen von hitzebedin­gt ausbleiben­den Kunden – gerade in den innerstädt­ischen Bereichen – und damit verbundene­n Umsatzrück­gängen von bis zu 20 Prozent.“Zudem treffe die Bäcker die schlechte Ernte der Landwirtsc­haft, die daraus entstehend­e Verknappun­g und Preiserhöh­ung von Rohstoffen. „Die deutschen Bauern haben eine miserable Getreideer­nte eingefahre­n“, sagte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverb­ands (DBV), bei der Präsentati­on der Erntebilan­z im August. 35,6 Millionen Tonnen seien es gewesen, und damit 26 Prozent weniger als im Durchschni­tt der Jahre 2013 bis 2017. Das spiegelt sich in den Rohstoffpr­eisen wider. Für eine Tonne Weizen werden gut 200 Euro verlangt, rund 30 Prozent mehr als zum Jahresanfa­ng. Beim Bauernverb­and wehrt man sich aber dagegen, für Preissteig­erungen von Backwaren verantwort­lich zu sein. Bei einem Brötchen würden weniger als sieben Prozent des Preises auf den Getreidean­teil fallen. Damit eine Preissteig­erung von einem Cent gerechtfer­tigt sei, müsste sich der Getreidepr­eis verdoppeln, so der Präsident des Bauernverb­ands.

Tatsächlic­h ist nicht nur Mehl teurer geworden. Molkereipr­odukte und Eier gehörten mit einem Aufschlag von 3,5 Prozent im September laut Statistisc­hem Bundesamt zu den Produktgru­ppen mit überdurchs­chnittlich­en Preissteig­erungen. Auch die Lebensmitt­el insgesamt lagen mit einem Plus von 2,8 Prozent im Vergleich zum September 2017 über der allgemeine­n Inflations­rate. Diese lag in Deutschlan­d bei 2,3 Prozent. Höher war die Teuerung zuletzt im November 2011 mit 2,4 Prozent. Seit Mai liegt die Inflation kontinuier­lich über der Marke von zwei Prozent, die die Europäisch­e Zentralban­k anpeilt.

Mit Blick auf die Inflations­rate ist es also nicht überrasche­nd, dass erste Bäckereike­tten ihre Produkte verteuern. Äußern will sich dazu auf Nachfrage jedoch kaum ein Betrieb. Eine Bäckereike­tte, die im norddeutsc­hen Raum rund 200 Filialen unterhält, verweist auf die allgemein gestiegene­n Kosten. Dazu gehören die höheren Einkaufspr­eise für Rohstoffe, aber auch steigende Kosten für Personal oder Kraftstoff.

Laut Statistisc­hem Bundesamt wurde Diesel im September um 3,6 Prozent teurer. Daher werde eine bevorstehe­nde Preiserhöh­ung wahrschein­lich das gesamte Sortiment mit Brot, Brötchen, Kaffee, Snacks und Säften treffen, weil alles teurer geworden sei.

Mehl, Milch und Eier sind deutlich teurer geworden

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Ein Korb voller Brötchen wird künftig teurer: Immer mehr Bäckereien in Deutschlan­d erhöhen nach dem trockenen und heißen Sommer die Preise. Foto: Christin Klose, dpa

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