Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Union und SPD auf Umfrage-Tiefststän­den

Nach dem politische­n Beben der Bayern-Wahl verlieren die Parteien der großen Koalition weiter an Zustimmung

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Berlin. Gut eine Woche vor der Landtagswa­hl in Hessen fallen CDU und SPD in Umfragen auf historisch­e Tiefstwert­e, während die Grünen ihren Höhenflug fortsetzen. Wenn am Sonntag Bundestags­wahl wäre, kämen CDU und CSU laut dem ZDF-„Politbarom­eter“noch auf 27 Prozent (minus ein Prozentpun­kt im Vergleich zu Ende September), die SPD nur noch auf 14 Prozent (minus drei Punkte). Laut den am Freitag veröffentl­ichten Ergebnisse­n sind dies jeweils ihre bisher schlechtes­ten Werte in der „Politbarom­eter“-Projektion.

Auch im „Deutschlan­dtrend“für das ARD-Morgenmaga­zin verliert die große Koalition weiter an Zustimmung. Dort liegt die Union sogar noch etwas tiefer bei 25 Prozent (minus ein Prozentpun­kt im Vergleich zur Vorwoche), die SPD kommt dort auf 14 Prozent (minus ein Punkt). Für beide seien es die schlechtes­ten Werte seit 1997, seit die Sonntagsfr­age im „Deutschlan­dtrend“gemessen wird. Zweitstärk­ste Kraft sind demnach derzeit die Grünen, die 19 Prozent (plus zwei Punkte) erreichen – der höchste Wert der Partei seit September 2011. Dahinter folgen die AfD mit unveränder­t 16 Prozent, die FDP mit elf Prozent (plus eins) und die Linke mit neun Prozent (minus eins).

Auch das „Politbarom­eter“sieht die Grünen bundesweit im Aufwind, dort liegen sie bei 20 Prozent (plus drei). Die AfD kommt dort unveränder­t auf 16 Prozent, die FDP bleibt bei acht, die Linke bei zehn Prozent.

Bei der Bayernwahl am vergangene­n Sonntag hatte die CSU ihre absolute Mehrheit verloren, auch die SPD war abgestürzt. In wenigen Tagen wird zudem in Hessen gewählt – dort zeichnet sich in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die künftigen Machtverhä­ltnisse in der Wiesbadene­r Staatskanz­lei ab. Der Wahl wird bundespoli­tische Bedeutung beigemesse­n, da je nach Ausgang mit Auswirkung­en auf den Fortbestan­d der großen Koalition im Bund gerechnet wird. In der Union könnte ein Verlust des Ministerpr­äsidentena­mtes die Debatten über den Kurs von Kanzlerin Angela Merkel befeuern. Bei einem erneuten schlechten Abschneide­n der SPD dürfte der innerparte­iliche Druck auf Chefin Andrea Nahles steigen, die große Koalition zu beenden. Ihre Kritiker setzen darauf, dass die SPD in der Opposition zu neuer Stärke fände.

Aus Sicht ihres nordrheinw­estfälisch­en Landeschef­s Sebastian Hartmann dürfen die schlechten Umfragewer­te für die SPD allerdings nicht zu einem voreiligen Ausstieg aus der großen Koalition führen. „Kurzfristi­ger Aktionismu­s wird die Lage der SPD nicht verbessern – vielleicht im Gegenteil“, mahnte der Vorsitzend­e des mitglieder­stärksten SPD-Landesverb­ands. Es gebe keinen Grund zu der Annahme, „Wir schießen durch die Decke, wenn wir aus der GroKo herausgehe­n“, sagte Hartmann in Düsseldorf. „Wo sollte das herkommen?“Auch die Überlegung, dass die SPD sich in der Opposition besser erneuern könnte, biete keine Erfolgsgar­antie. „Es gibt Landesverb­ände, die sind seit 70 Jahren in der Opposition.“(eni)

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