Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

SPD fordert Rücktritt von Justizmini­ster

Toter Syrer: Regierung in NRW unter Druck

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Düsseldorf. Nach neuen Ungereimth­eiten im Fall des nach einem Zellenbran­d in Kleve gestorbene­n und zu Unrecht inhaftiert­en Syrers Amed A. fordern SPD und Grüne den Rücktritt von NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU). „Der Minister hat die Öffentlich­keit und das Parlament in einer sehr zentralen Frage falsch informiert“, sagte SPD-Fraktionsv­ize Sven Wolf am Freitag. Biesenbach habe „mit der Verbreitun­g von Fehlinform­ationen“seine Glaubwürdi­gkeit verspielt und gefährde das Vertrauen in den Rechtsstaa­t.

Die Kritik bezieht sich auf einen internen Bericht des Justizmini­steriums, nach dem der Syrer (26) in der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Kleve am Abend des Brandes offenbar doch versucht hat, auf sich aufmerksam zu machen. Protokolld­aten deuten darauf hin, dass die Gegensprec­hanlage in der Zelle genutzt wurde. Biesenbach hatte zuvor aber erklärt, der Syrer habe die Anlage nicht betätigt. Die Landesregi­erung hatte bisher die Vermutung geäußert, der Mann habe den Brand selbst gelegt, um sich das Leben zu nehmen. Die neuen Erkenntnis­se nähren Zweifel an der Aussage.

Ermittelt wird gegen einen der Ärzte der JVA Kleve wegen „fahrlässig­er Tötung durch Unterlasse­n“. Es besteht der Verdacht, dass in der Gesundheit­sakte von Amed A. wichtige Informatio­nen über die Psyche des Syrers standen, die von dem Arzt „pflichtwid­rig“nicht mitgeteilt worden seien. Folge: A. wurde wohl fälschlich­erweise nicht als suizidgefä­hrdet eingestuft. Biesenbach weist die Vorwürfe zurück. Er habe die Informatio­nen weitergege­ben, die er von der Staatsanwa­ltschaft und der JVA Kleve erhalten habe. (mk)

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Peter Biesenbach, Justizmini­ster in NRW. Foto: Konopka

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