Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Pendler auf neuer Bundesstraße sind zunehmend genervt
Gleich drei neue Linksabbiegespuren für den landwirtschaftlichen Verkehr auf der B 99n
Ilm-Kreis. Sascha (41) aus Saalfeld ist Kurierfahrer und will seinen vollen Namen und Arbeitgeber lieber nicht in der Zeitung lesen. Seinen Frust aber teilt er in diesen Tagen mit so manchem anderem Autofahrer: „Das ist doch zum Aus-der-Haut-fahren! Was nützt mir die neue Strecke, wenn sie wieder so langsam wie die alte ist oder schlimmer!”, ruft er aus dem offenen Wagenfenster, bevor sich die Schlange an der Baustellenampel wieder in Bewegung setzt.
Da hatte man sich gerade erst daran gewöhnt, auf gerader, wenn auch nicht unbedingt kürzerer Strecke vom Städtedreieck zügig gen Westen oder Norden zur Autobahn 71 zu kommen, als Ende September die Baustelleneinrichtung der freien Fahrt ein jähes Ende macht.
Auf dem bereits länger fertiggestellten Abschnitt des Zubringers (amtlich noch immer die Landesstraße 1048) ist derzeit der neue Straßenkörper auf einer Seite aufgeschnitten und tief bis zum Bankett ausgehoben. Baufahrzeuge sind im Einsatz zu sehen, auch wenn sich nicht unbedingt der Eindruck dramatischer Geschäftigkeit aufdrängt.
Wer den Abschnitt in diesen tagen zum ersten Mal passiert, hat einen besonderen Überraschungseffekt. Nach der ersten Baustelle von 300 Metern Länge und der entsprechenden Wartezeit an der Ampel auch bei wenig Verkehr, ist die Verzögerung nicht etwa ausgestanden, sondern es folgt kurz darauf eine zweite und anschließend sogar noch eine dritte jeweils gleich lange Baustelle.
„Bau von Linksabbiegespuren zu landwirtschaftlichen Wegen” – so heißt es lapidar als Beschreibung auf der Webseite „Baustelleninfo Thüringen“. Dort wird auch der Bauzeitraum angegeben. Nach dem Start am 24. September soll der Verkehr laut Plan am 2. November um 18 Uhr wieder normal rollen. Abteilungsleiter Ulrich Landgraf vom Straßenbauamt Mittelthüringen erklärte auf Nachfrage, der Bau dieser Abbiegerspuren sei eine Forderung aus einem Planfeststellungsverfahren, das sich erneut mit dem Ausbau des hier noch als Landesstraße 1048 eingetragenen Zubringers befasste und deswegen erst nach Fertigstellung der B90n durchgeführt werden konnte.
Zusammen mit Anpassungen, die nicht direkt an der Straße liegen, beziffert Ulrich Landgraf die Auftragssummer auf insgesamt rund 1,3 Millionen Euro. Für die geplagten Autofahrer hat er auch eine gute Nachricht für die Zeit ab dem 2. November: „Derzeitig sind keine weiteren Baumaßnahmen auf der B90/L 1048 absehbar, welche zu Verkehrseinschränkungen führen würden.“