Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Hamilton ist auf dem Weg in die Fangio-Liga
In Austin kann der Formel-1-Pilot den fünften WM-Titel perfekt machen. Teamkollege Alonso ist beeindruckt
Austin. Zwei Männer, von denen jeder zum fünften Mal Formel-1-Weltmeister werden kann (der eine zumindest theoretisch noch), zwei Blickwinkel. Beide blicken nach oben. Lewis Hamilton steht am New Yorker Times Square, auf der berühmten Videowand sieht er überlebensgroß sein eigenes Konterfei, er freut sich wie ein kleines Kind darüber. Sebastian Vettel steht im Fahrerlager des Circuit of the Americas, sieht nur den bleigrauen Himmel über Texas, und gibt sich fatalistisch – egal, ob es vor dem Großen Preis der USA am Sonntag (20.10 Uhr/RTL) um seine minimalen Titel-Chancen geht oder die Tropfen, die auf seine Stirn klatschen. Das Vorgeplänkel zur möglichen WM-Entscheidung illustriert wunderbar den Stand dieser Grand-Prix-Saison: Hier der strahlende Mercedes-Pilot, dort der Ferrari-Angestellte, der von seinem Rennstall im Regen stehen gelassen wird.
Hundert Punkte sind maximal noch zu vergeben, vor dem viertletzten Rennen der Saison führt Hamilton mit 331:264 Punkten, holt er am Sonntag acht Zähler mehr als der Heppenheimer, hat er die Fangio-Liga erreicht. Der Argentinier holte fünf Titel.
Lewis Hamilton will nichts anders machen: „Es fühlt sich wie irgendein Rennwochenende an, wir wollen gewinnen, das ist ein simples Ziel für uns. Wir machen nichts anderes, und wir denken an nichts anderes.“
Sein Teamkollege Fernando Alonso sparte vor dem 18. WMLauf nicht mit Lob. Die beiden hatten sich in Hamiltons Debütjahr 2007 bei McLaren fast im Wortsinn bekriegt, heute sagt der Spanier: „Man konnte vom ersten Tag an sein Talent erkennen. Und nach dem ersten Titel war allen klar, dass daraus einmal fünf oder sieben werden könnten.“
Damit nicht genug Komplimente. Alonso ist beeindruckt: „Es ist eine großartige Leistung, wenn Lewis jetzt mit Fangios fünf Titel gleichzieht. Wenn das einem aus unserer Generation gebührt, dann ihm. Denn er hat nicht nur Rennen mit überlegenen Autos gewonnen, sondern auch gesiegt, als das Auto nicht gut genug war.“