Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Schießerei im Berufsverkehr
Berlin Alexanderplatz: Maskierte überfallen Geldtransporter und liefern sich spektakuläre Verfolgungsjagd
Berlin. Seit Jahren verüben Banden in Berlin immer wieder spektakuläre Raubüberfälle – häufig schlagen sie mitten in der Öffentlichkeit zu. Am Freitag hat sich dort eine neue Tat ereignet, die in der Hauptstadt für Entsetzen sorgt: Mehrere maskierte und bewaffnete Personen – wohl Männer – stoppten am Morgen auf offener Straße einen Geldtransporter, flüchteten mit ihrer Beute durch den dichten Berufsverkehr im Stadtzentrum, schossen aus dem fahrenden Auto auf Polizisten und entkamen unerkannt. Es ist reiner Zufall, dass Menschen „glücklicherweise nicht verletzt“wurden, wie eine Polizeisprecherin sagt.
Die Männer schlagen gegen 7.30 Uhr in einer Seitenstraße des Alexanderplatzes zu. Mit zwei dunklen Autos stoppen sie den weißen Kleinlastwagen einer Firma für Werttransporte. „Es sieht so aus als ob sich ein Fahrzeug von vorne und eines von hinten an den Geldtransporter gestellt hat“, berichtet die Polizeisprecherin. Nur wenige Meter entfernt hatte die Polizei im Dezember eine neue Wache eröffnet, um Diebstähle und Gewaltattacken am Kriminalitätsschwerpunkt Alexanderplatz einzudämmen. Doch davon lassen sich Täter nicht abschrecken. Nach der Blockade springen mehrere Maskierte aus den beiden Fahrzeugen, bedrohen die Mitarbeiter der Werttransportfirma und biegen die Hecktüren des Transporters auf. Vermutlich nutzten sie einen hydraulisch betriebenen Spreizer, ein akkubetriebenes Spezialwerkzeug, das auch die Feuerwehr bei Rettungseinsätzen verwendet. Anschließend flüchten die Männer mit ihrer Beute in unbekannter Höhe in den beiden Fahrzeugen. Ein Streifenwagen nimmt die Verfolgung auf, Beamte und Gangster rasen durch die Stadt. Einer der Maskierten lehnt sich aus dem Autofenster, schießt auf die Polizisten und trifft den Streifenwagen, der die Verfolgung daraufhin abbricht. Die Räuber entkommen unerkannt. Im Stadtteil Kreuzberg rammt einer der Fluchtwagen, ein schwarzer Mercedes R-Klasse, vermutlich ein parkendes Auto und bleibt liegen – das verbeulte Täterfahrzeug wird später mit platten Reifen und verlassen vorgefunden. Von den maskierten Männern fehlt jede Spur, sie sind wohl ins zweite Fluchtauto umgestiegen.
Es ist ein Tag wie im Actionkrimi. Die Polizei leitet eine groß angelegte Fahndung ein, Hubschrauber kreisen über der Stadt, Spürhunde nehmen am Alexanderplatz sowie am Fundort des Fluchtwagens Witterung auf. Doch die Gangster bleiben zunächst verschwunden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vermutet angesichts der professionellen Ausrüstung und des Vorgehens, dass die Täter der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind.
Steckt dahinter einer der arabischen Großfamilienclans, deren gewalttätige Auseinandersetzungen sich in Berlin häufen? Die GdP bringt auch RockerGruppen oder die russische Mafia als mögliche Täter ins Spiel. Fest steht: Seit vielen Jahren verüben verschiedene Räuberbanden in Berlin immer wieder spektakuläre Überfälle und Einbrüche. 2017 stahlen Diebe eine riesige Goldmünze aus dem Bode-Museum, 2014 stürmten fünf Maskierte die Juwelierabteilung des Luxus-Kaufhauses Kadewe, 2010 überfielen bewaffnete Männer ein Pokerturnier in einem Luxushotel am Potsdamer Platz.
Die Polizei hat derweil die Öffentlichkeit um Hilfe gebeten. Wer Fotos oder Videos der Tat oder der Flucht habe, möge die „an uns übersenden“. Die Räuber sind weiter auf der Flucht.
Die Täter gehen professionell vor