Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Bücher werden nach Hause geliefert
Saalfelder Stadt- und Kreisbibliothek erhält den Bibliothekspreis. Preisgeld soll vor allem für die ältere Leserschaft investiert werden
Saalfeld/Apolda. „Verstaubt ist hier gar nichts!“Zu Beginn des Bewerbungsvideos um den Thüringer Bibliothekspreis räumt Mitarbeiterin Katrin Dressel mit einem Klischee auf. Bibliotheken sind keine unzeitgemäßen, muffigen Orte, die nur bücherverliebte Eigenbrötler freiwillig aufsuchen. Die Saalfelder Stadt- und Kreisbibliothek zeigt sich bunt, modern und offen für Leser, als auch für Nutzer neuer Medien.
Vom Landesverband Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen wird der Einrichtung am kommenden Mittwoch während des Thüringer Bibliothekstages in Apolda der Thüringer Bibliothekspreis verliehen.
Die kreative Gestaltung der filmischen Bewerbung hob Saalfeld von anderen Teilnehmern im engen Bewerberfeld ab. Er habe das Engagement des gesamten Teams verdeutlicht, heißt es aus der Jury, der auch die stellvertretende TLZ-Chefredakteurin Gerlinde Sommer angehört.
Es war nicht die erste Bewerbung der Saalfelder um den Bibliothekspreis. Umso größer ist der Stolz von Madlen Runkewitz, die seit 2015 die Stadt- und Kreisbibliothek leitet, dass die Einrichtung nun ausgezeichnet wird. Auf zwei Etagen stehen den Besuchern bis zu 76.000 Medien zur Verfügung. Mit diesen Büchern, CDs, DVDs, Comics, Zeitungen und Zeitschriften werden zudem die Zweigstelle im Saalfelder Stadtteil Gorndorf und zehn weitere Bibliotheken in den umliegenden Ortschaften versorgt.
In Zukunft soll der Bestand wesentlich erweitert werden. Auf Madlen Runkewitz‘ Wunschliste stehen in erster Linie Medien zum Thema „Älter werden“. Mit dem Preisgeld in Höhe von 10. 000 Euro möchten sie und ihre Mitarbeiter den „Bücherboten“ins Leben rufen. Dahinter steckt die Idee, Leihgaben an Seniorinnen und Senioren zu liefern, denen der Weg in die Bibliothek zu beschwerlich oder gar nicht möglich ist. Eine Zusammenarbeit mit Pflegeund Altenheimen ist im Gespräch. Auf diese Weise wolle man sich verstärkt um die ältere Generation bemühen. Wer es zu Fuß in die Einrichtung schafft, kann den Fahrstuhl nutzen. Seit 2008 ist die mehrstöckige Einrichtung barrierefrei.
Die besondere Bedürfnisse der älteren Generation werden schon jetzt in der Saalfelder Bibliothek berücksichtigt. So können sich Besucher an der Bibliotheksrezeption Lesebrillen in verschiedenen Stärken ausleihen. Mit einem Teil des Geldes sollen zudem Leseecken, komfortable Sitzgelegenheiten zwischen den Bücherregalen, erweitert werden.
Wer es während der Öffnungszeiten nicht in die Bibliothek schafft, kann sich über das Internet am Bestand bedienen. Über die Ausleihplattform „Onleihe“haben angemeldete Mitglieder rund um die Uhr Zugriff auf digitale Medien – ein Angebot, das bei den Nutzern der Saalfelder Bibliothek an Beliebtheit gewinnt, weiß Madlen Runkewitz.
Zu den etwa 10.000 angemeldeten Nutzern gehören auch viele Familien. Die jüngsten Leser finden in der ersten Etage eine eigene Kinderbibliothek mit altersgerechten Medien und Spielen vor. Obwohl viele von ihnen in einem technisierten Umfeld groß werden, finden sie Gefallen an Büchern, sagt Madlen Runkewitz. „Von unseren Büchern sind sie immer begeistert.“
Für Kinder gibt es außerdem die Medienboxen. Die Behälter mit themenspezifisch zusammengestellten Materialien verleiht die Bibliothek an Kindergärten und Interessierte. Dank Beamer und ausfahrbarer Leinwand wird die Kinderbibliothek häufig für Filmvorführungen, Vorlesezeiten, Puppentheater und andere Anlässe genutzt. Im Jahr finden hier bis zu 115 Veranstaltung statt, darunter Lesungen, Konzerte und Kabarettprogramme.
Die Stadt- und Kreisbibliothek Saalfeld ist ein Treffpunkt für Nutzer aus der Stadt und dem Landkreis. Sie ist nicht nur Anlaufstelle für Leseratten, sie verbindet Menschen verschiedener Interessen und Generationen. „Die Bibliothek soll für ihre Nutzer keine reine Ausleihstelle sein, sondern ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen“, betont die Leiterin.
An der Rezeption kann man auch Lesebrillen ausleihen