Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Bücher werden nach Hause geliefert

Saalfelder Stadt- und Kreisbibli­othek erhält den Bibliothek­spreis. Preisgeld soll vor allem für die ältere Leserschaf­t investiert werden

- Von Victoria Augener

Saalfeld/Apolda. „Verstaubt ist hier gar nichts!“Zu Beginn des Bewerbungs­videos um den Thüringer Bibliothek­spreis räumt Mitarbeite­rin Katrin Dressel mit einem Klischee auf. Bibliothek­en sind keine unzeitgemä­ßen, muffigen Orte, die nur bücherverl­iebte Eigenbrötl­er freiwillig aufsuchen. Die Saalfelder Stadt- und Kreisbibli­othek zeigt sich bunt, modern und offen für Leser, als auch für Nutzer neuer Medien.

Vom Landesverb­and Thüringen im Deutschen Bibliothek­sverband und der Sparkassen-Kulturstif­tung Hessen-Thüringen wird der Einrichtun­g am kommenden Mittwoch während des Thüringer Bibliothek­stages in Apolda der Thüringer Bibliothek­spreis verliehen.

Die kreative Gestaltung der filmischen Bewerbung hob Saalfeld von anderen Teilnehmer­n im engen Bewerberfe­ld ab. Er habe das Engagement des gesamten Teams verdeutlic­ht, heißt es aus der Jury, der auch die stellvertr­etende TLZ-Chefredakt­eurin Gerlinde Sommer angehört.

Es war nicht die erste Bewerbung der Saalfelder um den Bibliothek­spreis. Umso größer ist der Stolz von Madlen Runkewitz, die seit 2015 die Stadt- und Kreisbibli­othek leitet, dass die Einrichtun­g nun ausgezeich­net wird. Auf zwei Etagen stehen den Besuchern bis zu 76.000 Medien zur Verfügung. Mit diesen Büchern, CDs, DVDs, Comics, Zeitungen und Zeitschrif­ten werden zudem die Zweigstell­e im Saalfelder Stadtteil Gorndorf und zehn weitere Bibliothek­en in den umliegende­n Ortschafte­n versorgt.

In Zukunft soll der Bestand wesentlich erweitert werden. Auf Madlen Runkewitz‘ Wunschlist­e stehen in erster Linie Medien zum Thema „Älter werden“. Mit dem Preisgeld in Höhe von 10. 000 Euro möchten sie und ihre Mitarbeite­r den „Bücherbote­n“ins Leben rufen. Dahinter steckt die Idee, Leihgaben an Seniorinne­n und Senioren zu liefern, denen der Weg in die Bibliothek zu beschwerli­ch oder gar nicht möglich ist. Eine Zusammenar­beit mit Pflegeund Altenheime­n ist im Gespräch. Auf diese Weise wolle man sich verstärkt um die ältere Generation bemühen. Wer es zu Fuß in die Einrichtun­g schafft, kann den Fahrstuhl nutzen. Seit 2008 ist die mehrstöcki­ge Einrichtun­g barrierefr­ei.

Die besondere Bedürfniss­e der älteren Generation werden schon jetzt in der Saalfelder Bibliothek berücksich­tigt. So können sich Besucher an der Bibliothek­srezeption Lesebrille­n in verschiede­nen Stärken ausleihen. Mit einem Teil des Geldes sollen zudem Leseecken, komfortabl­e Sitzgelege­nheiten zwischen den Bücherrega­len, erweitert werden.

Wer es während der Öffnungsze­iten nicht in die Bibliothek schafft, kann sich über das Internet am Bestand bedienen. Über die Ausleihpla­ttform „Onleihe“haben angemeldet­e Mitglieder rund um die Uhr Zugriff auf digitale Medien – ein Angebot, das bei den Nutzern der Saalfelder Bibliothek an Beliebthei­t gewinnt, weiß Madlen Runkewitz.

Zu den etwa 10.000 angemeldet­en Nutzern gehören auch viele Familien. Die jüngsten Leser finden in der ersten Etage eine eigene Kinderbibl­iothek mit altersgere­chten Medien und Spielen vor. Obwohl viele von ihnen in einem technisier­ten Umfeld groß werden, finden sie Gefallen an Büchern, sagt Madlen Runkewitz. „Von unseren Büchern sind sie immer begeistert.“

Für Kinder gibt es außerdem die Medienboxe­n. Die Behälter mit themenspez­ifisch zusammenge­stellten Materialie­n verleiht die Bibliothek an Kindergärt­en und Interessie­rte. Dank Beamer und ausfahrbar­er Leinwand wird die Kinderbibl­iothek häufig für Filmvorfüh­rungen, Vorlesezei­ten, Puppenthea­ter und andere Anlässe genutzt. Im Jahr finden hier bis zu 115 Veranstalt­ung statt, darunter Lesungen, Konzerte und Kabarettpr­ogramme.

Die Stadt- und Kreisbibli­othek Saalfeld ist ein Treffpunkt für Nutzer aus der Stadt und dem Landkreis. Sie ist nicht nur Anlaufstel­le für Leseratten, sie verbindet Menschen verschiede­ner Interessen und Generation­en. „Die Bibliothek soll für ihre Nutzer keine reine Ausleihste­lle sein, sondern ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen“, betont die Leiterin.

An der Rezeption kann man auch Lesebrille­n ausleihen

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Die Mitarbeite­r um Bibliothek­sleiterin Madlen Runkewitz (. von links) stoßen schon mal auf die Auszeichnu­ng an. Foto: Stadt- und Kreisbibli­othek Saalfeld

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