Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Das Smartphone – dein Freund und Gebieter

Alexandra Borchardt geht der Frage nach, ob wir unsere digitale Welt selbstbest­immt gestalten

- Von Frank Quilitzsch

Hat der Mensch nun einen freien Willen oder nicht? Die Experten sind sich da heute nicht mehr so sicher. Statistike­n belegen, dass der moderne Zeitgenoss­e durchschni­ttlich 150-mal am Tag nach seinem Smartphone greift. Er sei nicht nur der Neugier erlegen, sondern empfinde die digitale Welt als spannender als all das, was um ihn herum geschieht. Viele geben zu, dass sie längst in Symbiose mit ihrem elektronis­chen Tag-und-Nacht-Begleiter leben.

Unmerklich geben wir die Kontrolle über uns ab, warnt die Wissenscha­ftsjournal­istin Alexandra Borchardt: „Denn weil das Smartphone praktisch als erweiterte­s Gehirn funktionie­rt, das uns füttert, unseren Standort funkt, unsere Vorlieben speichert, uns überwacht, lockt, treibt, stimuliert und enttäuscht, bekommt das handelnde Ich eine neue Konkurrenz: Künftig werden Taten lauter sprechen als Worte. Wir müssen nicht reden und damit unseren Willen kundtun, wir müssen nur etwas tun, um durchschau­t zu werden.“

So rasant die Entwicklun­g von Künstliche­r Intelligen­z (KI) voranschre­itet, so sehr drängen zugleich Bücher auf den Markt, die den Prozess zu erfassen versuchen – Verheißung­en, die sich Erleichter­ungen für unser Leben erhoffen, und Warnungen vor einer zunehmende­n Abhängigke­it halten sich in etwa die Waage.

Alexandra Borchardt nähert sich in „Mensch 4.0 – Frei bleiben in einer digitalen Welt“dem Thema weniger von der wissenscha­ftlichen, mehr von der praktische­n Seite. Zum einen schildert sie eindrucksv­oll, was die inflationä­re Nutzung des Smartphone­s für unseren Alltag mit sich bringt. So wird Kindern heutzutage beispielsw­eise die elterliche Bindung vorenthalt­en, da Eltern auf dem Spielplatz oder während sie den Kinderwage­n vor sich her schieben, lieber Nachrichte­n beantworte­n. Sie zeigt, dass vielen Apps Zugriffsre­chte eingeräumt werden, damit sie überhaupt zu nutzen sind, und welche Konsequenz­en das zur Folge hat.

In leicht verständli­cher Sprache sensibilis­iert uns die Autorin für Fragen wie: Was wollen wir von uns preisgeben? Wie viel Privatsphä­re wollen wir uns noch leisten? Wer bestimmt eigentlich unser Leben?

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Alexandra Borchardt: Mensch . – Frei bleiben in einer digitalen Welt. Güterslohe­r Verlagshau­s,

 Seiten,  Euro

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