Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Das Smartphone – dein Freund und Gebieter
Alexandra Borchardt geht der Frage nach, ob wir unsere digitale Welt selbstbestimmt gestalten
Hat der Mensch nun einen freien Willen oder nicht? Die Experten sind sich da heute nicht mehr so sicher. Statistiken belegen, dass der moderne Zeitgenosse durchschnittlich 150-mal am Tag nach seinem Smartphone greift. Er sei nicht nur der Neugier erlegen, sondern empfinde die digitale Welt als spannender als all das, was um ihn herum geschieht. Viele geben zu, dass sie längst in Symbiose mit ihrem elektronischen Tag-und-Nacht-Begleiter leben.
Unmerklich geben wir die Kontrolle über uns ab, warnt die Wissenschaftsjournalistin Alexandra Borchardt: „Denn weil das Smartphone praktisch als erweitertes Gehirn funktioniert, das uns füttert, unseren Standort funkt, unsere Vorlieben speichert, uns überwacht, lockt, treibt, stimuliert und enttäuscht, bekommt das handelnde Ich eine neue Konkurrenz: Künftig werden Taten lauter sprechen als Worte. Wir müssen nicht reden und damit unseren Willen kundtun, wir müssen nur etwas tun, um durchschaut zu werden.“
So rasant die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) voranschreitet, so sehr drängen zugleich Bücher auf den Markt, die den Prozess zu erfassen versuchen – Verheißungen, die sich Erleichterungen für unser Leben erhoffen, und Warnungen vor einer zunehmenden Abhängigkeit halten sich in etwa die Waage.
Alexandra Borchardt nähert sich in „Mensch 4.0 – Frei bleiben in einer digitalen Welt“dem Thema weniger von der wissenschaftlichen, mehr von der praktischen Seite. Zum einen schildert sie eindrucksvoll, was die inflationäre Nutzung des Smartphones für unseren Alltag mit sich bringt. So wird Kindern heutzutage beispielsweise die elterliche Bindung vorenthalten, da Eltern auf dem Spielplatz oder während sie den Kinderwagen vor sich her schieben, lieber Nachrichten beantworten. Sie zeigt, dass vielen Apps Zugriffsrechte eingeräumt werden, damit sie überhaupt zu nutzen sind, und welche Konsequenzen das zur Folge hat.
In leicht verständlicher Sprache sensibilisiert uns die Autorin für Fragen wie: Was wollen wir von uns preisgeben? Wie viel Privatsphäre wollen wir uns noch leisten? Wer bestimmt eigentlich unser Leben?
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Alexandra Borchardt: Mensch . – Frei bleiben in einer digitalen Welt. Gütersloher Verlagshaus,
Seiten, Euro