Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Italien bleibt im Streit mit EU hart

Ratingagen­tur stuft Land herab

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Rom/Brüssel. Unbeeindru­ckt von der heftigen Kritik an ihren Finanzplän­en will die italienisc­he Regierung ihren Kurs deutlich höherer Schulden durchboxen. In Europa mehren sich Stimmen, die das Risiko einer neuen Wirtschaft­skrise sehen. Finanzmini­ster Giovanni Tria muss der EU-Kommission nun bis Montagmitt­ag zu deren starken Bedenken Rede und Antwort stehen.

Der Chef der populistis­chen Fünf-Sterne-Bewegung Luigi Di Maio hatte am Wochenende klargemach­t, dass man trotz Warnungen von EU-Kommission, Ökonomen und Finanzexpe­rten nicht nachgeben werde. „Ich denke, ich kann im Namen der ganzen Regierung sprechen, wenn ich jedwede Neubewertu­ng des Defizitzie­ls von 2,4 Prozent ablehne“, sagte er. In Höhe dieses Anteils am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) will sich Italien neu verschulde­n. Weil der Wert weit über den zunächst zugesagten 0,8 Prozent der Vorgängerr­egierung liegt, sprach Brüssel von einer „nie da gewesenen“Abweichung von den Regeln der Eurozone. Die Kommission muss über ein mögliches Verfahren noch entscheide­n.

Weil Italien einen riesigen Schuldenbe­rg von gut 130 statt der erlaubten 60 Prozent des BIP angehäuft hat, muss es nach früheren Beschlüsse­n strengere Werte einhalten. Normalerwe­ise liegt die Grenze für das Defizit bei 3,0 Prozent. Das letzte Kabinett versprach 0,8 Prozent. Eine weiter steigende Verschuldu­ng könnte indes Risikoaufs­chläge für italienisc­he Staatsanle­ihen immer höher werden lassen. Die Ratingagen­tur Moody‘s stufte die Kreditwürd­igkeit des Landes bereits herunter. (dpa)

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