Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Viele Fouls, keine Tore: RB Leipzig dennoch zufrieden
Das 0:0 gegen den FC Augsburg zeigt allerdings, dass dem Bundesligisten Ordnung und Handlungsschnelligkeit fehlen
Augsburg/Leipzig. Es gehört zur Leitkultur bei RB Leipzig, aus allen Ereignissen das Positive herauszuziehen. Und weil Ralf Rangnick nicht nur Trainer, sondern auch Baumeister des Klubs in seiner aktuellen Verfassung ist, war es für den 60-Jährigen verpflichtend, dem 0:0 gegen den FC Augsburg etwas Erbauliches abzugewinnen.
Rangnick fand es in der zweiten Null, die für null Gegentore gegen die zuvor mit 14 Treffern in sieben Spielen recht gefährliche Augsburger Offensive stand. Wichtig sei gewesen, dass „wir gegen den Ball so aufgetreten sind wie in den vergangenen Wochen“, sagte der Leipziger Trainer und verwies auf die sieben Torschüsse der Augsburger in der gesamten Partie. „Keiner davon“, so Rangnick ohne Übertreibung, „ist uns gefährlich geworden.“
Vor der nächsten englischen Woche, in der RB Leipzig drei Heimspiele gegen Celtic Glasgow am Donnerstag (Europa League), Schalke 04 am Sonntag in der Bundesliga und den Mittwoch darauf gegen Hoffenheim im Pokal bestreitet, sah Rangnick deshalb keinen Grund, Kritik an der ebenfalls recht dürftigen Vorstellung seiner Offensive zu formulieren, die nur zweimal das Augsburger Tor in Gefahr brachte: einmal durch Jean-Kévin Augustin mit einem Schuss ans Außennetz (52.) und das zweite Mal durch Kapitän Willi Orban zu Beginn einer sieben Minuten dauernden Nachspielzeit, die Folge einer wüsten Treterei vor allem in der zweiten Hälfte gewesen ist.
32 Fouls waren es nach dem Pausenpfiff gewesen, davor zwölf, sieben davon ahndete Schiedsrichter Tobias Welz mit Gelb. „Es wurde gefühlt zwölf Minuten Fußball gespielt“sagte RB-Stürmer Yussuf Poulsen. Vor allem für den Kopf sei das „anstrengend“gewesen, ergänzte sein Kollege Diego Demme.
Wie sein Trainer resümierte der 26-Jährige: „Wir können mit dem Punkt leben.“Zufrieden war er trotzdem nicht. „Fußballerisch“sei das von beiden Mannschaften „gar nichts gewesen“, sagt Demme, womit er den Fokus auf ein Problem legte, das Leipzig durch die kommenden Tage begleiteten könnte: Mangel an Fantasie, Handlungsschnelligkeit und Ordnung.
Dafür zuständig ist in der Regel Emil Forsberg. Doch der Schwede meldete sich vor dem Spiel mit Schmerzen in der Leistengegend ab. Der 26-Jährige soll jetzt tiefenanalysiert werden, wie Rangnick schon vor der Partie erklärt hatte und damit ausschloss, dass der Spielmacher diese Woche schon wieder auf dem Platz stehen könnte.
Wie kompensieren, ist deshalb die zentrale Frage vor den drei richtungsweisenden Spielen, denn einen gleichwertigen Ersatz gibt Leipzigs Miniaturkader eigentlich nicht her. Eine Variante ist die, wie gegen Augsburg zu agieren: Hinten dichthalten und vorn darauf hoffen, dass das Glück irgendwie mitspielt. Samstag hätte es fast geklappt. Nach einem Rempler von Jeffrey Gouweleeuw sank Timo Werner in der zehnten Minute zu Boden, woraufhin Welz umgehend auf den Elfmeterpunkt zeigte.
Wie sich knapp 80 Minuten später zeigte, hätte RB die Führung vermutlich über die Zeit gebracht. Der Videoschiedsrichter aber signalisierte Welz eine vorherige Abseitsstellung und nahm damit vorweg, was Demme später über die ganze Partie urteilte: „Das Spiel hat keinen Sieger verdient.“