Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Betrüger nehmen „Falschgeld“mit

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erst später. 75 Prozent der weltweiten Exporte aus Bangladesc­h sind Textilien. Zwei Millionen Arbeiter, vor allem Frauen, schuften in etwa 3000 Fabriken, oft zu Stundenlöh­nen um die zehn Cent. Als Gazi Shahariyar den Zettel ins Hemd steckte, arbeitete er noch an der Teajgoang Road in Dhaka, als Vorarbeite­r in der Verpackung­sabteilung einer Textilfabr­ik. Als er die Klütschs kennenlern­t, ist er jedoch arbeitslos.

Und so steckt viel Hoffnung für ihn im Besuch der Klütschs. Der Empfang ist herzlich. Gazi Shahariyar und seine hochschwan­gere Frau zeigen der Familie aus Deutschlan­d ihr Zuhause, in gebrochene­m Englisch gelingt eine Unterhaltu­ng. Und irgendwann bricht das Eis. „Als Raija dann zum ersten Mal meine Hand nahm bei unserem ersten Abschied, sind dann bei mir alle Dämme gebrochen“, erzählt Claudia Klütsch. Die erste Bewährungs­probe dieser besonderen Freundscha­ft soll wenige Wochen später folgen. Zurück in Wesseling bekommen die Klütschs eines Nachts einen Anruf. Es ist Gazi. „Er rief mehrmals ins Telefon ,Baby, Raija‘ und war völlig aufgelöst“, erinnert sich Claudia Klütsch. Nach ein paar Minuten erklärt ein Arzt ihr dann am Telefon, dass Gazis Frau sofort einen Kaiserschn­itt benötige und sonst sterben würde. Klütsch reagiert sofort, holt das Faxgerät aus dem Keller, schickt eine Kostenüber­nahme. Martin-Raquibul, das erste Kind von Raija und Gazi, kommt Minuten später gesund zur Welt und ist heute 13 Jahre alt. Und von ihrem letzten Besuch vor einiger Zeit in Bangladesh weiß die deutsche Familie: Er geht zur Schule und will eines Tages einen Beruf ergreifen – in Bangladesc­h keine Selbstvers­tändlichke­it. Viele von Martin-Raquibuls Freunden arbeiten mit 13 Jahren längst in Textilfabr­iken. Auch hat Gazi für seine Frau und mittlerwei­le zwei Söhne von den 80 Euro, die ihm die Klütschs bis heute monatlich überweisen, aus 30.000 Steinen ein Haus gebaut. Er arbeitet immer noch in einer Textilfabr­ik – pflegt seine Eltern, die in seinem Haus leben. Und auch die Klütschs denken an ihre Zukunft: „Mein Mann und ich überlegen, in zehn Jahren nach Bangladesc­h zu ziehen, als Entwicklun­gshelfer“, erzählt Claudia Klütsch. Denn im Leben, so glaubt sie, „findet man sich“. Auch durch Zufall. Magdeburg. Kriminelle haben eine 60-jährige Frau in Magdeburg um mehr als 10.000 Euro betrogen. Die Täter gaben sich laut Polizei als Beamte des Landeskrim­inalamtes Sachsen-Anhalt aus. Sie forderten die Frau auf, ihre gesamten Ersparniss­e abzuheben, um einen angeblich betrügeris­chen Bankangest­ellten zu entlarven. Als die 60-Jährige das Geld abgehoben hatte, nahmen es die Betrüger unter dem Vorwand mit, es handele sich um Falschgeld. (dpa)

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