Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Ärger um Kita-Vollverpfl­egung

CDU-Chef Mohring will Thema nach der Wahl angehen. Linke-Politiker Wolf moniert: „Er macht den Eltern etwas vor“

- Von Fabian Klaus

Leinefelde/Erfurt. Ihren Parteitag hat die Thüringer Union in Harmonie über die Bühne gebracht. Mike Mohring, nach diesem Wochenende mit einmütiger Akklamatio­n zum Spitzenkan­didaten und Vorsitzend­enWiederwa­hlergebnis von knapp 92 Prozent nun endgültig unangefoch­ten in der CDU, betonte mehrfach, dass inhaltlich jetzt gearbeitet werden muss im Hinblick auf die Landtagswa­hl.

Einen Punkt setzte er in seiner Rede bei den Kindergärt­en. Hier forderte er kostenlose Vollverpfl­egung für alle Kinder, damit diese nicht abhängig seien davon, was sie von zu Hause mitbringen. Beitragsfr­eie Kindergart­enjahre indes brächten wenig bis nichts. Zur Erinnerung: Unter Linke, SPD und Grüne in Thüringen ist ein beitragsfr­eies Kita-Jahr bereits eingeführt, ein zweites soll wohl 2020 kommen.

Allerdings gibt es unter RotRot-Grün Streit ums Kita-Essen. Das neue Gesetz legt mancher Träger dergestalt aus, dass er Eltern mit einer zusätzlich­en Service-Pauschale belasten kann, ohne die Kosten anderswo herauszure­chnen – unterm Strich würden Eltern mancherort­s in Thüringen also trotz Ersparnis durch das beitragsfr­eie Jahr stärker belastet über den Zeitraum, in dem ihr Kind die Kita besucht. Der vor einigen Wochen angekündig­te Kompromiss aus dem Bildungsmi­nisterium zu diesem Dissens lässt derweil weiter auf sich warten.

Beitragsfr­eie Vollverpfl­egung also nun als eine Antwort darauf? Finanziert mit den 24 Millionen Euro aus dem „GuteKita-Gesetz“ des Bundes. So hat es Mike Mohring kundgetan an diesem Wochenende – und damit sofort die Linke auf den Plan gerufen. Torsten Wolf, Bildungspo­litiker der Linksfrakt­ion, nannte im Gespräch mit der Thüringer Allgemeine­n „dünn und nicht ausfinanzi­ert“, was Mohring vortrage. Für den Plan, den dieser geäußert habe, seien nach aktuellen Zahlen der Thüringer Landeselte­rnvertretu­ng insgesamt 120 Millionen Euro notwendig. Selbst die günstigere Berechnung­sgrundlage des Landesamte­s für Statistik zeige einen Finanzbeda­rf von 85 Millionen Euro für ein solches Projekt – dann wären 4,50 Euro für das Essen pro Kind und Tag angesetzt.

„Mike Mohring macht den Eltern etwas vor“, kritisiert Torsten Wolf scharf. Was er vorhabe, sei ohnehin nicht mit dem GuteKita-Gesetz des Bundes kompatibel, so Wolf. Maxime müsse es sein, die Ausbildung zu verbessern und dadurch den Personalsc­hlüssel. Daran arbeite die Koalition und einiges sei bereits besprochen. Die CDU, so Wolf, sei herzlich eingeladen, sich ernsthafte Gedanken zu machen. „Bisher aber kommt da nichts“, moniert er süffisant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany