Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Klassische Funktion einer Blockparte­i

Landes-CDU lässt ihre Geschichte aufarbeite­n. Studie zur Thüringer Partei-Historie in Erfurt vorgestell­t

- Von Sebastian Haak

Erfurt. Die Vorläuferv­erbände der heutigen Thüringer CDU haben nach Einschätzu­ng einer Historiker­kommission zu DDRZeiten die klassische Funktion einer Blockparte­i eingenomme­n. „Die CDU ist nach dem Krieg als demokratis­che Partei gegründet und auf Bestreben von Sowjets und SED zu einer Blockparte­i transferie­rt worden“, sagte der Vorsitzend­e der Kommission, Jörg Ganzenmüll­er, bei der Vorstellun­g einer Studie zur Geschichte der OstCDU. Innerhalb dieses Rahmens, den die CDU nicht freiwillig gewählt habe, hätten vor allem die Führungssp­itzen der Parteiverb­ände eng mit der SED kooperiert. An der Parteibasi­s habe es Versuche gegeben, sich etwa für die Christen in der DDR zu engagieren.

„Wenn einzelne Mitglieder in Konflikt mit der Staatsmach­t gekommen sind, wurden sie von der Parteiführ­ung auch nicht unterstütz­t“, sagte Ganzenmüll­er. Die CDU in Thüringen war nach dem Zweiten Weltkrieg als Landesverb­and gegründet worden, 1952 dann aber in die Bezirksver­bände Suhl, Erfurt und Gera gegliedert worden.

Dem Bericht nach hat die vollständi­ge Integratio­n der OstCDU in den SED-Apparat bis zum Mauerbau 1961 gedauert. Viele Parteimitg­lieder hätten in dieser Phase die CDU verlassen, weil sie mit der Annäherung der Union an die SED nicht einverstan­den gewesen seien.

Die Kommission war auf Vorschlag des Thüringer CDU-Vorsitzend­en Mike Mohring von der Landes-CDU 2015 als unabhängig­es Forschergr­emium eingesetzt worden. Ganzenmüll­er betonte, diese Unabhängig­keit der Historiker sei nie angetastet worden. Gleichzeit­ig sagte Ganzenmüll­er, es gebe nach wie vor offene Fragen. Die eigentlich­e Forschungs­arbeit der Kommission unter anderem in Archiven leistete der Historiker Bertram Triebel. Mohring nutzte die Vorstellun­g der Studie für einen erneuten Seitenhieb auf die Thüringer Linke. Anders als die CDU habe es diese Partei auch in der laufenden Legislatur­periode nicht geschafft, ihre Verantwort­ung innerhalb des SEDRegimes aufzuarbei­ten, kritisiert­e Mohring. „Wir haben nicht nur angekündig­t, wir haben geliefert“, sagte Mohring.

Nach der Übernahme der Regierungs­geschäfte in Thüringen durch Linke, SPD und Grüne Ende 2014 hat es immer wieder harte geschichts­politische Auseinande­rsetzungen über die Rolle der CDU innerhalb des SEDRegimes gegeben. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany