Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Mut machen gegen die Angst

In Erfurt gründet sich ein Verein, der Frauen im Nahen Osten zu mehr wirtschaft­licher Selbststän­digkeit verhelfen will

- Von Elena Rauch

Erfurt. Was uns tatsächlic­h von vielen Frauen im Nahen Osten trennt, erinnerte Antonia Rados, sei ihre Erfahrung von Krieg und Gewalt. Die langjährig­e Fernsehkor­respondent­in hat in ihrem Berufslebe­n unzählige Frauen aus dieser Region getroffen. Furchtlose Frauen darunter, die sich gegen tradierte Rollenmust­er stellen. Frauen, die täglich in Sorge um das Überleben ihrer Familien sind. Frauen, die der Krieg in ein Leben als Flüchtling­e gespült hat.

Sie weiß sehr gut, was Ermutigung für sie bedeutet. Angst, zitierte sie den ägyptische­n Literaturp­reisträger Nagib Mahfuz, hindere uns nicht daran zu sterben, aber sie hindert uns am Leben. Ein kluger Satz. Aber wenn es so einfach wäre, nach ihm zu leben, bräuchte man Vereine wie diesen nicht: „Frauen für den Nahen Osten“, der am vergangene­n Sonntag seine Gründung feierte, für dessen Anliegen Antonia Rados aus sehr persönlich­er Perspektiv­e warb.

Sie sprach von Frauen, die unter der Gewalterfa­hrung von Krieg und Vertreibun­g wie gelähmt sind. Die sich an jeden Strohhalm klammern, der Hoffnung verspricht. Die Hilfe brauchen, weil sie sich selbst nicht helfen können.

Genau darum geht es den Frauen des Vereins: Um Ermutigung. Ein großes Wort, wie das konkret aussehen kann, erzählt das Pilotproje­kt des Vereins: Eine Schneiderw­erkstatt für eine syrische Flüchtling­sfrau in der Türkei, und die jetzt für sich und ihre Familie sorgen kann. Aus eigener Kraft. Ähnliche Projekte sollen folgen, im kommenden Jahr zum Beispiel in Afghanista­n.

Der Verein setzt dabei stark auf die Mitarbeit derer, die am besten wissen welche Hilfen greifen: Auf Frauen, die aus der Region kommen. Ihr Wissen um Kultur, Sprache und Alltag soll mit hiesigen Netzwerken, Kontakten und Potenziale­n zusammenge­führt werden, beschreibt die Vorstandsv­orsitzende Medine Yilmaz den Ansatz.

Unabhängig davon, welcher Religion sie angehören, welcher Nationalit­ät und aus welchem Land sie kommen. In einer zerrissene­n Region wie dieser, wo so vielen Frauen noch immer ein selbstbest­immtes Leben verwehrt wird, fordert schon diese Offenheit von den Akteurinne­n einigen Selbstbeha­uptungswil­len: Iranische Frauen zum Beispiel, bemerkt Medine Yilmaz, die uns unterstütz­en, mussten um Anonymität bitten.

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Infos: www.ffdno.org

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Antonia Rados auf der Gründungsf­eier. Foto: S. Font-Sala

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