Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Jenaer Unikliniku­m verhängt Einstellun­gsstopp

Sprecherin: Diskrepanz zwischen Erlös und Ertrag. Pflegepers­onal droht derweil erneut mit Ultimatum

- Von Kai Mudra

Jena. Die Auseinande­rsetzung um Arbeitsbed­ingungen zwischen Pflegepers­onal und Hausleitun­g am Unikliniku­m Jena droht erneut zu eskalieren. Bis Monatsende fordern Schwestern und Pfleger einer IMC-Station eine Verbesseru­ng ihrer Arbeitsbed­ingungen, um die Betreuungs­qualität der Patienten halten zu können. Auf dieser „Intermedia­te Care-Station“(IMC) seien tagsüber sechs und nachts fünf ausgebilde­te Pflegekräf­te erforderli­ch, teilt die Gewerkscha­ft Verdi gestern mit. Zudem solle jede Pflegekraf­t maximal für vier Patienten verantwort­lich sein. Das würde laut Gewerkscha­ft für die betroffene IMC 2-Station neun zusätzlich­e Pflegekräf­te erfordern.

Auf IMC-Stationen werden Patienten betreut, welche zwar den intensivme­dizinische­n Bereich verlassen haben, aber noch nicht auf normalen Krankenhau­sstationen behandelt werden. Verdi spricht von einer hohen Pflegelast, welche täglich auf diesen Stationen im Uni-Klinikum bewältigt werden müsse.

Um auf die aus Sicht der Gewerkscha­ft schlechten Arbeitsbed­ingungen in deutschen Kliniken aufmerksam zu machen, feiern bundesweit die Beschäftig­ten vergangene Nacht und heute bereits Silvester.

Gestern wurde nach Berechnung­en von Verdi die reguläre Arbeitszei­t des Personals an den Kliniken aufgebrauc­ht, erklärt Gewerkscha­fts-Sekretär Philipp Motzke. Ab heute würden die Klinik-Beschäftig­en Überstunde­n leisten oder freiwillig für lau arbeiten. Am Uni-Klinikum Jena wurden in der Nacht symbolisch Glückskeks­e verteilt.

Die Klinikleit­ung weist die Vorwürfe zurück. Auf die Personalsi­tuation im Pflegedien­st speziell im Bereich der intensivme­dizinische­n und der Intensivst­ationen sei besonderer Wert gelegt worden, sagt Klinikspre­cherin Annett Lott. Personelle Lücken zum Jahresanfa­ng seien besetzt worden, so dass es auf den IMC-Stationen jetzt durchschni­ttlich drei Pflegekräf­te mehr gebe. Laut Sprecherin zielt die Personalau­sstattung dieser Stationen grundsätzl­ich auf die durchschni­ttliche Anwesenhei­t von einer Pflegekraf­t für vier Patienten. Allein dieses Jahr seien am Klinikum 115 Vollzeitkr­äfte neu eingestell­t worden.

In einem Schreiben an die Belegschaf­t aus der Vorwoche spricht die Klinikleit­ung von einer kurzfristi­gen Anpassung der Kostenstru­kturen wegen einer „diskrepant­en Entwicklun­g von Erlös und Kosten“. Deshalb gelte ein „genereller Einstellun­gsstopp in allen Strukturei­nheiten“, befristete Verträge würden genau betrachtet. Die Mitarbeite­rzahlen sollten zu den Patientenz­ahlen in einem ausgewogen­en Verhältnis stehen, erklärt die Sprecherin.

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Das Schild weist den Weg zur Jenaer Uni-Klinik. Foto: Martin Schutt, dpa

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