Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Ringen um Regeln für Fahrverbot­e

Ministerin­nen widersprec­hen Merkel

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Berlin/Erfurt. Das Verhängen von Diesel-Fahrverbot­en wegen zu schmutzige­r Luft in deutschen Städten soll nach dem Willen von Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel per Gesetz erschwert werden. Ihre Partei glaube, dass Fahrverbot­e in der Regel nicht verhältnis­mäßig seien, wenn die EU-Grenzwerte für Stickstoff­dioxid nur in geringem Umfang überschrit­ten werden. Entspreche­nd wolle ihre Partei die Gesetze dazu ändern.

Doch diese Haltung stößt in der Regierungs­koalition nicht auf einhellige Zustimmung. Die Bundesregi­erung kann DieselFahr­verbote nicht untersagen, stellte das Bundesumwe­ltminister­ium am Montag klar. „Am Ende entscheide­t eine Kommune selbst, ob sie ein Fahrverbot verhängt oder nicht“, sagte ein Sprecher von Ministerin Svenja Schulze (SPD).

Auch Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) hat Bundeskanz­lerin Merkel und die CDU für Pläne kritisiert, Diesel-Verbote in den Städten zu erschweren. Merkel und ihre Regierung seien in erster Linie der Gesundheit der Menschen und der Umwelt verpflicht­et, so Siegesmund. „Sie sollten die Grenzwerte für Stickoxide in den Städten ernst nehmen, statt sie aufweichen zu wollen“, sagte die Ministerin.

Eine Gesetzesän­derung solle für Städte, die den Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid (NO2) pro Kubikmeter im Jahresmitt­el um höchstens 25 Prozent überschrei­ten, „Klarheit bei der Verhältnis­mäßigkeit“schaffen. Die große Koalition hatte Anfang Oktober angekündig­t, für Städte mit mehr als 50 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter einheitlic­he Regelungen im Bundes-Immissions­schutzgese­tz zu treffen.

Auch die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) hält das Vorhaben für wirkungslo­s, sagt deren Rechtsanwa­lt Remo Klinger: „Der Bund kann nicht pauschal entscheide­n, was für Städte verhältnis­mäßig ist.“(dpa)

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