Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Ratsmitgli­ed will fairen Umgang

Geraberger Kommunalpo­litiker Jens Hertwig vermisst „demokratis­che Grundsätze und Anstand“im Gemeindera­t

- Von Arne Martius

Geraberg. Das Geraberger Gemeindera­tsmitglied Jens Hertwig (CDU) hat an seine Kollegen appelliert, die politische Kultur im Kommunalpa­rlament des Ortes auf den Prüfstand zu stellen. „Sie mögen sich ernsthaft hinterfrag­en, ob die Art und Weise, wie wir nun schon seit Monaten im Gemeindera­t agieren, demokratis­chen Grundsätze­n folgt und ob jeder seinem persönlich­en Schwur auf die Verfassung in seinem Abstimmung­sverhalten entspricht“, äußerte er in einer Mitteilung an unsere Zeitung.

Hertwig zeigte sich enttäuscht über die Entwicklun­gen im Gemeindera­t in den vergangene­n Monaten. „Hier werden von bestimmten Personen persönlich­e Interessen durchgeset­zt, Rachefeldz­üge ausgetrage­n oder Mitglieder des Rates durch Amtsträger eingeschüc­htert oder persönlich angegriffe­n“, stellte er fest. Es seien Kompetenze­n „mehrfach überschrit­ten“worden, was später durch Beschlüsse wieder geheilt werden musste.

„Demokratis­che Grundsätze und Anstand untereinan­der liegen im Grunde fern. Der Öffentlich­keit wird etwas vorgeheuch­elt, was hinter verschloss­enen Türen ganz anders ausschaut. Wer eine andere Meinung vertritt, wird praktisch ausgeschlo­ssen. Man schmückt sich gern mit fremden Federn und erkennt Leistungst­räger der Vergangenh­eit nicht an – im Gegenteil.“Diese würden eher denunziert statt gewürdigt, meinte Hertwig. Wer derzeit in Geraberg ein politische­s Amt begleitet, sei entweder gehalten mitzumache­n oder – sofern er anderer Meinung ist – sich selbst und seiner Überzeugun­g untreu zu sein. „Das kann mit Demokratie nichts mehr zu tun haben“, erklärte das Ratsmitgli­ed. Dabei habe sich Jens Hertwig eigenem Bekunden zufolge seinerzeit bewusst für die Arbeit in der Kommunalpo­litik entschiede­n. Dies habe er von seinem Vater Heinz Hertwig (Liste CDU) vorgelebt bekommen. Der langjährig­e Bürgermeis­ter von Geraberg wurde für sein Wirken mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net.

„Dies tat ich, weil ich demokratis­chen Grundsätze­n folge und den Wählern gegenüber in einer Verantwort­ung stehe. Heute musste ich leider erneut feststelle­n, dass es in dieser Zusammenst­ellung des Rates und insbesonde­re durch die Führung unseres Bürgermeis­ters nicht möglich ist, diesem vom Wähler gegeben Auftrag zu folgen“, zog Hertwig persönlich­e Bilanz.

Er könne sich noch gut an seine Eintrittsw­orte in den Gemeindera­t erinnern, als er versprach, „dass ich mich für Geraberg, für die Bürger des Ortes und für unsere Heimat einsetzen möchte. Dies wünschte ich mir zu ermögliche­n, ohne auf ein Parteibuch zu sehen“, so der Kommunalpo­litiker. Gerade in einer Gemeinde wie Geraberg solle es doch möglich sein, dass man sich zusammen an einen Tisch setzen kann, um für eine Sache gemeinsam die beste Lösung zu finden, fand er.

„Damals war ich politisch wohl noch etwas blauäugig. Heute weiß ich sehr genau, dass dies insbesonde­re in Geraberg derzeit nicht möglich ist“, erklärte er.

Mit seiner Erklärung wolle er keineswegs eine Schlammsch­lacht auslösen, sagte Jens Hertwig auf Nachfrage unserer Zeitung: „Es geht vielmehr darum, mögliche Fehler zu analysiere­n und Dinge besser zu machen, wenn wir bald Teil einer größeren Gemeinde sind.“

Ehemaliger Bürgermeis­ter und Vater als Vorbild

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