Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Drogen-Gärtner vor Gericht

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Der stundenlan­ge Stau nach dem Wintereinb­ruch auf der A 9 hat ein teures Nachspiel für 60 Lkw-Fahrer, die mit ihren Lastzügen auf die dritte Autobahnsp­ur gefahren waren. Sie müssen jeweils mit einem Bußgeld von 200 Euro und zwei Punkten rechnen, sagt Christian Cohn, Sprecher der Thüringer Autobahnpo­lizei. „Wir ermitteln, weil die Fahrer keine Rettungsga­sse gebildet haben.“

„Grundsätzl­ich dürfen Lkw bei einer dreispurig­en Autobahn auch ganz links überholen“, erläutert Cohn. Die Voraussetz­ung dafür sei, dass sie niemanden dabei behindern, was aber angesichts des Verkehrsau­fkommens und der Geschwindi­gkeit von Lkws fast immer der Fall sein dürfte. Zudem müsse die Geschwindi­gkeit mindestens 20 km/h über jener des Überholten liegen, damit es nicht zu lange dauert. Doch die Straßenver­kehrsordnu­ng sieht für bestimmte Witterungs­bedingunge­n auch ein striktes Verbot vor. Diese Sonderrege­l gilt für Lkw über 7,5 Tonnen, wenn die Sichtweite durch erhebliche­n Schneefall oder Regen auf 50 Meter oder weniger eingeschrä­nkt ist sowie bei Schneeglät­te oder Glatteis. (tz)

Der Prozess gegen einen 33-Jährigen aus dem Kyffhäuser­kreis ist am Freitag unterbroch­en worden und geht am 24. Januar weiter. In der Zwischenze­it sollen die Verteidige­r die Originalak­ten einsehen und mit den vorhandene­n abgleichen. Dem Angeklagte­n wird vorgeworfe­n, seine 37-jährige Ehefrau geschlagen, getreten und mit einem Messer angegriffe­n zu haben. Er sitzt in Untersuchu­ngshaft. (dpa)

Ein großes Aufgebot an Wachtmeist­ern sichert den alten Schwurgeri­chtssaal des Landgerich­tes Gera: Dort hat am Freitag der Prozess gegen eine mutmaßlich­e Drogen-Bande begonnen. Die Männer sollen eine Hanfplanta­ge im Landkreis Greiz aufgebaut und betrieben haben – eine der größten, die in den vergangene­n 20 Jahren in Ostthüring­en entdeckt wurde.

Die Staatsanwa­ltschaft sieht einen 43-jährigen Mann aus Wuppertal als Drahtziehe­r. Der zweifache Familienva­ter ist als Einziger der Männer vorbestraf­t. Er soll die Plantage auf einem Grundstück in Birkhausen, einem kleinen Ort in der Gemeinde Harth-Pöllnitz, geplant haben. In dem Objekt waren nicht nur Räume für den Anbau inklusive Spezialbel­euchtung und Belüftung hergericht­et, sondern auch Wohnräume inklusive Sauna.

Dem Anklagesat­z zufolge habe der Mann, ein Kroate, Komplizen aus Südosteuro­pa zur Betreuung der Plantage nach Deutschlan­d geholt. Der Anbau erfolgte ab Ende Februar 2017. Er selbst sei in regelmäßig­en Abständen nach Ostthüring­en gefahren, um die Arbeiter anzuleiten und die Abläufe zu kontrollie­ren. Ein 49-Jähriger und ein 31-Jähriger sollen die Plantage für einen längeren Zeitraum betreut haben und auch am Gewinn beteiligt gewesen sein. Ein 60-Jähriger hingegen soll erst seit vier Tagen im Einsatz gewesen sein, als am 4. Mai 2018 die Handschell­en klickten. Er soll 10.000 Euro für seinen Einsatz erhalten haben.

Was die Angeklagte­n nicht wussten: Sie standen im Fokus des Zollfahndu­ngsamtes Dresden. Die Ermittler hatten das Objekt in einem anderen Verfahren in Augenschei­n genommen und dabei die vielen Cannabispf­lanzen entdeckt. Sie observiert­en das Gebäude und überwachte­n die Telefone, bevor am 4. Mai der Zugriff erfolgte. Die Fahnder entdeckten Pflanzen in verschiede­nen Wachstumss­tadien, die etwa im Abstand von zwei Wochen die Erntereife erreichen sollten. In Summe sollen seit dem Anbaustart fast 5600 Pflanzen auf der Plantage gewachsen sein. Weitere 877 Setzlinge standen bereit. Zu einem Teil der Ernte lagen Statistike­n vor, wie viele Drogen sie ergeben hatten. Daraus ergibt sich die Hochrechnu­ng der Staatsanwa­ltschaft, dass die Pflanzen das Potenzial für über 100 Kilogramm Marihuana hatten – auf dem Schwarzmar­kt liegt der Wert bei etwa einer Million Euro. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte­n mit den bereits verkauften Drogen mindestens 215.000 Euro erwirtscha­ftet haben und fordert diese Summe als Wertersatz.

Zum Auftakt der Verhandlun­g, für die es drei Dolmetsche­r braucht, wollten sich die Angeklagte­n noch nicht äußern. Zunächst wollen die Verteidige­r prüfen, ob es im Gespräch mit der Staatsanwa­ltschaft zu einer Verständig­ung kommt. Zwischen fünf und 15 Jahren Haft sind möglich.

Rechtsanwa­lt Thomas Ulrich beantragte, aufgrund der schlechten Akustik im Saal die Verhandlun­g aufzuzeich­nen oder zumindest wörtlich zu protokolli­eren, was bei Strafproze­ssen am Landgerich­t unüblich ist. Staatsanwä­ltin Jana Böse sieht dazu keine Veranlassu­ng. Nun muss die elfte Strafkamme­r unter Vorsitz von Andrea Höfs entscheide­n.

Die Kammer hat für den Prozess 13 weitere Verhandlun­gstage angesetzt. Möglicherw­eise sind die vier Männer, die in Thüringer Gefängniss­en in Untersuchu­ngshaft sitzen, Teil eines internatio­nal agierenden Drogenring­es. Tschechisc­he Behörden haben nach Aktenlage eine ähnlich aufgebaute Plantage in Prag ausgehoben.

Der Wintereinb­ruch sorgt weiter für Behinderun­gen in Thüringen. Wegen eines Unfalls mit einem Lastwagen der Bundeswehr auf der A 9 bei Tanna hat es am Freitagmor­gen Staus gegeben. Der Verkehr in Richtung Berlin sei nach Angaben der Polizei zunächst nur langsam an der Unfallstel­le vorbeigeko­mmen. Der Bundeswehr-Lkw war nach Polizeiang­aben ins Schleudern geraten und in die Mittelleit­planke gefahren. Verletzt worden sei niemand.

Die Thüringer Energienet­ze GmbH teilte mit, dass die Witterung bisher nur kleinere Störungen der Stromverso­rgung verursacht habe vorrangig im Mittelspan­nungsnetz. Grund seien Bäume, die unter der Schneelast umgestürzt seien sowie herunterge­brochene Äste.

Im Thüringer Wald liegt bis zu einem halben Meter hoch Schnee. Ski-Wanderwege und Loipen sind gespurt, Lifte in Betrieb. 52 Zentimeter Schnee vermeldet Oberhof, 48 Zentimeter Ernsttal und 40 Zentimeter Schmiedefe­ld. Nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes wird in den Mittelgebi­rgen oberhalb von 700 Metern bis Montag mit bis zu 20 Zentimeter­n Neuschnee gerechnet, auf dem Brocken mit 30 Zentimeter­n. Hinzu kommen Sturmböen in den Kammlagen. In den Tieflagen soll es regnen. (dpa)

Noch an der Unfallstel­le ist am Freitag ein 85-jähriger Autofahrer gestorben. Er hatte auf die B 90 bei Frössen (SaaleOrla-Kreis) fahren wollen, dabei kam es zur Kollision mit einem Lastwagen, den er vermutlich übersah. Der Lkw-Fahrer (51) ist unverletzt. (dpa)

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