Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Stress-Wochenende: Erfurter Hauptbahnhof 35 Stunden gesperrt
Betreiber legen umfangreiche Ausweichpläne vor. In Thüringen werden Software und Stellwerkstechnik installiert
Erfurt. Reisende, die den Erfurter Hauptbahnhof nutzen möchten, müssen sich am Wochenende auf massive Behinderungen einstellen. Der Zugverkehr ist ab Samstag, 0 Uhr, bis voraussichtlich Sonntag, 11 Uhr, komplett gesperrt. Die Bahn installiert am ICE-Knoten Erfurt neue Software und Stellwerktechnik.
So werden auf dem Güterbahnhof unter anderem Überholmöglichkeiten von Güterzügen mit einer Länge von bis zu 750 Metern geschaffen. Dafür sei es unter anderem erforderlich, die bereits installierte Sicherheitsund Signaltechnik scharf zu schalten, erklärte ein Bahnsprecher dieser Zeitung.
Auf der ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und dem fränkischen Ebensfeld sollen künftig neben den Hochgeschwindigkeits-Personenzügen auch Güterzüge fahren. Die vor anderthalb Jahren eröffnete Trasse durch den Thüringer Wald ist komplett mit dem Europäischen Zugsicherheitssystem ETCS (European Train Control System), einer Art Autopilot für die Züge, ausgerüstet.
Zudem erfolgen am Hauptbahnhof Halle/Saale umfangreiche Bauarbeiten. Diese behindern bereits seit gestern den Zugverkehr und dauern ebenfalls noch bis Sonntag an. Davon bereits betroffen sind die ICE von Berlin über Halle nach Erfurt und in die Gegenrichtung. Diese Züge, beispielsweise mit den Zielen München oder Frankfurt/Main werden am heutigen Donnerstag und am Freitag über den Güterbahnhof Halle umgeleitet. Für die Züge des Privatanbieters Abellio, die von Erfurt, Saalfeld, Nordhausen oder Leinefelde nach Halle fahren auf den letzten Streckenabschnitten bis Halle Busse.
Am kommenden Samstag und Sonntagvormittag leitet die Bahn sämtliche ICE-Züge weiträumig um den gesperrten Erfurter Hauptbahnhof um. Die Fahrzeit beispielsweise von Erfurt nach München kann sich auf mehr als fünf Stunden verdoppeln. Mehrfaches Umsteigen ist erforderlich, geht aus der Zugauskunft der Bahn im Internet hervor.
Betroffen von den Einschränkungen am Wochenende ist auch der Regionalverkehr von und nach Erfurt. Alle Anbieter betreiben während der 35-stündigen Sperrung ab dem Erfurter Hauptbahnhof teilweise Schienenersatzverkehr um die Reisenden an ihre Ziele zu fahren.
Geschäfte und Cafés, aber auch der Informations-Schalter der Bahn im Erfurter Hauptbahnhof, sind trotz der Streckensperrung wie gewöhnlich geöffnet, versichert ein Sprecher der Bahn.
Verlaufen die Arbeiten am ICE-Knoten Erfurt ohne Probleme, soll der Zugverkehr am Sonntag ab 11 Uhr wieder normal rollen.
Zusätzliches Personal am Bahnhof hilft den Reisenden am Wochenende sich zurechtzufinden und die richtigen Busse für ihre Reise zu erreichen. Ausdrücklich weist die Bahn darauf hin, dass es im Schienenersatzverkehr nur eingeschränkt möglich ist, Kinderwagen, Fahrräder oder Rollstühle mitzunehmen.
Das Land nutz die Gelegenheit der Streckensperrung durch den Thüringer Wald am Samstag für eine große Rettungsübung im Tunnel Fleckberg.