Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Rot-Weiß muss Ex-Manager Verdiensta­usfall nachzahlen

Arbeitsger­icht erklärt Kündigunge­n für Traub für unwirksam. Im Rechtsstre­it mit Emmerling und Bornemann droht weiterer finanziell­er Schaden

- Von Marco Alles

Jena. Der FC Carl Zeiss Jena rüstet weiter auf. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll schon ab heute Daniele Gabriele im Paradies mittrainie­ren. Der 24-jährige Stürmer spielte zuletzt für den FC Wacker Innsbruck in der österreich­ischen Bundesliga, der allerdings am Saisonende abgestiege­n ist. Mit 17 Einsätzen zählte Gabriele nicht zu den Stammspiel­ern, traf aber in der knappen Einsatzzei­t viermal. In den Jahren zuvor erwies er sich als deutlich treffsiche­rer. In der Regionalli­ga Südwest gelangen für den SC Freiburg II und den VfB Stuttgart II 31 Tore in 75 Partien. Dazu kommen noch 16 Torvorlage­n. In der dritten Liga hat Gabriele in 31 Spielen für den VfB Stuttgart II sechs Tore erzielt.

Obwohl der Vertrag des Spielers auch in der zweiten Liga gültig war, entschied er sich für einen Wechsel zurück nach Deutschlan­d. Er hat seinen Vertrag in Österreich bereits aufgelöst. Trainer Lukas Kwasniok hatte die Entwicklun­g des Spielers verfolgt und sich an die guten Auftritte in der Vergangenh­eit erinnert. Nach Lage der Dinge unterschre­ibt Gabriele heute seinen Vertrag beim FC Carl Zeiss Jena. (tz) Erfurt. Noch hat der FC Rot-Weiß die Höhe seines Budgets für die neue Regionalli­ga-Saison nicht bekannt gegeben. Doch die Vertragsau­flösung mit Großverdie­ner Andis Shala sowie die Verpflicht­ung von jungen Spielern aus der vierten und fünften Liga belegen klar: In Erfurt muss kräftig gespart werden.

Umso schmerzhaf­ter sind deshalb die juristisch­en Niederlage­n, die dem insolvente­n Verein teuer zu stehen kommen. So hat der im November 2017 vom damaligen Präsidente­n Frank Nowag entlassene Sportmanag­er Torsten Traub den Arbeitsrec­htsstreit auch in zweiter Instanz gewonnen. Die zwei erfolgten Kündigunge­n sind für unrechtmäß­ig erklärt worden. Wie die Insolvenzv­erwaltung bestätigte, muss Rot-Weiß jetzt teilweise den Verdiensta­usfall an Traub zahlen – und zwar bis Februar 2019.

Was die Sache noch pikanter macht: Da der 43-Jährige einen unbefriste­ten Vertrag besitzt, ist er auf dem Papier sogar wieder Angestellt­er des Clubs. In einem weiteren Verfahren soll nun entschiede­n werden, ob dieser Arbeitsver­trag durch den Wegfall der Sportdirek­toren-Stelle überhaupt noch Gültigkeit besitzt. Im schlimmste­n Fall droht dem FC Rot-Weiß die Zahlung einer zusätzlich­en Abfindung.

Eine endlose (und teure) Geschichte, die laut Traub schon längst beendet hätte sein können. „Ich hatte Herrn Reinhardt zwischendu­rch einen Vergleich angeboten. Damit hätte der Verein Geld sparen und wir alle einen Schlussstr­ich ziehen können. Allerdings gab es nicht einmal eine Redaktion darauf“, gibt sich Traub verwundert.

Der Insolvenzv­erwalter empfand den vorgeschla­genen Vergleich indes als nicht fair, „weil sich Herr Traub seinen mutmaßlich­en Verdienst als Geschäftsf­ührer der Ballsportf­abrik GmbH nicht anrechnen lassen wollte“. Seit rund vier Monaten steht der Ex-Manager einer Beratungsa­gentur für Fußballver­eine vor; vermittelt und berät Trainer aller Art sowie Mitglieder für das Team hinter dem Team – wie Physiother­apeuten, Video-Analysten und Athletik-Coaches.

Mit dem Abstand von mehr als 18 Monaten seit der Trennung empfindet er „in erster Linie Erleichter­ung“. Denn: „Ich selbst hätte den Absprung nach acht Jahren nicht geschafft“, erklärt Traub. „Doch die Art und Weise, wie das damals ablief, war eine Enttäuschu­ng. Sämtliche Zahlungen sind über Nacht eingestell­t worden – ohne irgendwelc­he Angaben.“

Vorgänge, die den klammen Verein nun einholen. Doch den FC Rot-Weiß drücken nicht nur finanziell­e Altlasten. Auch Oliver Bornemann klagt gegen die Beurlaubun­g, obwohl die Auflösung seines Arbeitsver­hältnisses am 30. April als einvernehm­lich verkauft wurde. Die Insolvenzv­erwaltung gibt sich gelassen: „Grund für die Kündigung war unter anderem der Wegfall der Stelle des Sportdirek­tors. Wir erwarten, dass dies vom Arbeitsger­icht bestätigt wird“, heißt es in einer Stellungna­hme.

Der noch immer fortdauern­de Prozess gegen Ex-Trainer Stefan Emmerling, der in erster Instanz verloren wurde, befindet sich in der Berufung. Grund für dessen Kündigung im Mai 2018 sei die Verletzung von Verschwieg­enheitsund Treuepflic­hten gewesen, lässt der Verein wissen.

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FOTO: SASCHA FROMM Fast acht Jahre bis November  war Torsten Traub im Rot-Weiß-Management tätig.

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