Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Unternehmen hilft Verein in Not
Am Gärtnerhäuschen hängt neues Relief des mittelalterlichen Arnstadt. Diebe des Vorgängermodells nicht gefasst
Arnstadt. Liebfrauenkirche und Rathaus, Neideck- und Neutorturm – sie schmücken nun wieder das Gärtnerhäuschen im Schlossgarten. Im letzten Herbst war das Relief der Arnstädter Altstadt, welches das Gebäude schmückte, von unbekannten Tätern gestohlen worden. Mutmaßlich hatten es die Langfinger auf den Wert des verwendeten Metalls abgesehen. Wut und Enttäuschung waren nach dem Diebstahl beim Neideckverein groß.
„Wir haben Anzeige erstattet, aber mittlerweile ist das Verfahren eingestellt“, berichtet der Vereinsvorsitzende Andreas Adolf. „Die Täter sind leider ungestraft davon gekommen.“
Umso größer war die Freude, als Mittwoch ein neues Altstadt-Relief am Gärtnerhäuschen angebracht werden konnten. Möglich gemacht hat das die Arnstädter Firma EPZ Industrietechnik. Ihr Mitarbeiter Jens Haase hatte vom Diebstahl gelesen und sich gesagt: „Da müssen wir helfen.“Schnell ließ sich auch Geschäftsführer Andreas Bauer für diese Idee begeistern.
Etwa einen Tag Arbeit hat das Unternehmen in das fünf Meter lange Relief gesteckt. Eine Zeichnung musste erstellt und digital so umgewandelt werden, dass die Laser das Stahlblech dann genau zuschneiden konnten.
102 Beschäftigte hat das Unternehmen, das seit dem Jahr 2015 auf dem ehemaligen RFT-Gelände angesiedelt ist und die Fertigung von Komponenten für die verschiedensten Anwendungsgebiete, wie zum Beispiel Schaltschränke, Gehäuseund Gerätebau, Maschinen- und Anlagenbau oder Signal- und Stellwerktechnik, betreibt.
Auch um die Befestigung des neuen Hinguckers an der Außenfassade des Gärtnerhäuschens hat man sich bei EPZ Gedanken gemacht. „Die ist jetzt so fest, dass das Relief nur noch mit schwerer Technik zu entfernen wäre“, hofft Andreas Adolf, von einem erneuten Diebstahl verschont zu bleiben. Wie der Vorgänger ist das Relief aus Stahlblech. „Aber jetzt ist es sogar zweidimensional, das alte war nur eindimensional. Außerdem ist das Blech oberflächenbearbeitet. Das alte war es nicht, das sah aus wie Kupfer. Das hat womöglich die Diebe motiviert“, sagt der Vereinschef.
Ohne die Hilfe der Firma, das machte Adolf deutlich, hätte sich der Neideckverein kein neues Relief leisten können. „Eine gute Sache“, fand auch Arnstadts Zweiter Beigeordneter Stefan Fricke. Die
Stadt hatte das Projekt mit dem Baubetriebshof unterstützt, der die Wand strich und das Relief am Mittwoch befestigte. Wie das Modell im Gärtnerhäuschen spiegelt auch dieses Arnstadt im Mittelalter wieder. Das Stadtmodell können Besucher nun ebenso wieder besichtigen wie die Modelle auf dem Gelände der Neideckruine und den Turm.