Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

„So schwer war es noch nie“

Ehrenpräsi­dent Klaus Neumann über Rot-Weiß, seine „Wossi“-Rolle und zwei Jubiläen

- Von Marco Alles

Kranichfel­d. Die große Party muss ausfallen. Sie wird irgendwann später nachgeholt. Dennoch erwartet Klaus Neumann am heutigen Donnerstag etliche Gäste in seinem Firmensitz in Kranichfel­d. Einen Tag nach seinem 30-jährigen Betriebsju­biläum („Neumann Bauelement­e“) feiert der erfolgreic­he Unternehme­r und Ehrenpräsi­dent des FC Rot-Weiß Erfurt seinen 75. Geburtstag. Ein Tag, an dem er „sehr zufrieden“auf sein Leben und Wirken zurückblic­kt; an dem er aber auch nach vorn guckt – und verkündet: Noch ist nicht Schluss! Nicht beruflich und nicht bei seinem Fußballclu­b.

Herr Neumann, was wünschen Sie sich zum Geburtstag?

An erster Stelle natürlich Gesundheit; für meine Familie, meine Freunde und mich. Und dass die nächsten fünf Jahre genauso abwechslun­gsreich weitergehe­n wie bisher. Neben der Firma und RotWeiß halten mich meine Freunde auf Trab; bei gemeinsame­n Motorrad-Ausflügen und beim Golf spielen. Das genieße ich, denn Langeweile ist nichts für mich.

Das schließt sich beim FC Rot-Weiß aus. Was wünschen Sie Ihrem Lieblingsv­erein?

Dass er diese schwere Zeit übersteht – und überlebt. So schwer, wie es im Moment ist, war es noch nie. Und ich habe schon einige Krisen in den letzten 23 Jahren bei dem Verein mitgemacht.

Wie groß beziffern Sie derzeit die Chancen, dass im September der angestrebt­e Neuanfang in der Amateur-Oberliga gelingt?

Die Zukunft von Rot-Weiß hängt am seidenen Faden. Der Insolvenzv­erwalter muss dem Verein Luft zum Atmen lassen; sonst stirbt er. Sein Freigabe-Entwurf lässt dem Verein keine Luft und ist deshalb nicht hinnehmbar. Der neue Aufsichtsr­at hat jetzt einen Gegenentwu­rf ausgearbei­tet. Nun muss so schnell wie möglich verhandelt werden. Die Zeit drängt.

Wer soll die Verhandlun­gen führen?

Nur dafür legitimier­te Personen wie Präsident, Vorstand und Aufsichtsr­at kommen ja in Frage. Diese Leute sind jetzt gefordert. Sie müssen eine Einigung über die Freigabe der ersten Mannschaft und des Nachwuchse­s

mit dem Insolvenzv­erwalter erzielen. Da zählt jeder Tag. Es geht um die Zukunft von Rot-Weiß.

Sie waren von 1997 bis 2000 selbst Präsident. Würden Sie noch einmal einspringe­n?

Ich stehe dem Verein immer als Sponsor zur Verfügung und auch – wenn es gewollt ist – mit Rat und Tat zur Seite. Ich bin und bleibe ein RotWeißer. Doch dafür brauche ich keinen Posten oder Titel; als Ehrenpräsi­dent geht es mir um die Sache. Was ich mir wünschen würde, ist eine schnelle Einigung mit dem Verwalter und dann eine Mitglieder­versammlun­g, in der die Gremien neu gewählt und die Weichen für die Oberliga gestellt werden.

Woraus schöpfen Sie aktuell Hoffnung?

Probleme sind dazu da, sie zu lösen. Das war schon immer mein Motto. Nicht reden, sondern anpacken muss man, um auch wirklich etwas hinzukrieg­en. Ich hoffe, wir ziehen in den nächsten Tagen alle an einem Strang für den FC Rot-Weiß.

Sie sind nach der Wiedervere­inigung aus Coburg nach Erfurt gekommen. Fühlen Sie sich mittlerwei­le als Thüringer?

Meine Freunde am Stammtisch sagen: Ich bin ein echter „Wossi“. Das gefällt mir. Ich bin längst hier zu Hause; Erfurt ist meine Heimat geworden. Rückblicke­nd muss ich sagen: Die „Neumann Bauelement­e“GmbH ist eine Ost-West-Geschichte, die einfach passt.

Durch die Rettung des FC Rot-Weiß in seiner ersten Insolvenz 1997, aber auch durch viele weitere Aktivitäte­n im Sport und in der Kultur, sind Sie zu einer Person des öffentlich­en Lebens geworden. War die Bekannthei­t Ihr Antrieb?

Nein, absolut nicht. Das hat sich so ergeben. Ich bin jemand, der sehr auf Traditione­n bedacht ist und deshalb damals gesagt hat: Diesen Verein lasse ich nicht sterben. Dafür gebe ich auch heute alles. Und dann bin ich sehr sozial eingestell­t und freue mich, wenn ich anderen helfen kann. Ich bin der Meinung: Man soll sein Geld dort ausgeben, wo man es verdient.

Sie scheinen auch mit 75 voller Tatendrang. Wie lange wollen Sie noch vorneweg marschiere­n?

Fünf Jahre mache ich in der Firma noch weiter; dann will ich die Nachfolge geregelt haben. Mit Rot-Weiß werde ich bis zum Schluss verbunden bleiben – ganz sicher.

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FOTO: MARCO ALLES Klaus Neumann in seinem Firmenbüro in Kranichfel­d.

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