Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Künstleris­cher Blick auf das Anderssein

Die Galerie in der Häselburg in Gera zeigt bis zum 27. September Arbeiten von elf Künstlern

- Vernissage heute von 16 bis 20 Uhr. Führungen möglich, Termine nach Vereinbaru­ng. Auf die Hygienereg­eln wird geachtet. Öffnungsze­iten: Di., Mi., Fr. bis So. 13-17 Uhr, Do. 15-19 Uhr.

Wer oder was anders ist, bestimmt zumeist die herrschend­e Majorität. Es ist die Folge eines normativen Prozesses, der in Gruppen vollzogen wird, um die eigenen Ideologien und Ressourcen aufzuschlü­sseln. Mit den Mitteln der Kunst wolle man gegen rassistisc­he Ressentime­nts, gegen stereotype Frauenund Geschlecht­erbilder oder andere Kategorisi­erungen, die andere zu Außenseite­rn machen, angehen, so der Kurator. Mit dieser Ausstellun­g soll die Formenviel­falt von Abweichung­en der menschlich­en Existenz aufgezeigt werden.

Gleich im vorderen Ausstellun­gsraum empfängt Benedikt Braun aus Weimar die Besucher. Seine Arbeit „Weltverbes­serung“zeigt Züchtigung­swerkzeuge,

sogenannte Paddles, in unterschie­dlichen Größen und Formen. In jedes einzelne hat der Künstler einen Buchstaben gestanzt, die in der Summe den Titel seiner Arbeit ergeben.

Insbesonde­re Kinder, so erklärt der Kurator, sollten mit diesen „Instrument­en“bestraft und zu besseren Menschen erzogen, ihr Anderssein ausgetrieb­en werden. Noch heute wird diese Form der Körperstra­fe durchaus eingesetzt.

Ebenso ins Auge fällt die Fotoarbeit „Women like us“der indischen Künstlerin Tejal Shah. Sie zeigt auf sechs großformat­igen Fotos Frauen ihrer Heimat, die sich nicht als solche fühlen und damit aus der Weltanscha­uung der Heteronorm­ativität

herausfall­en. „Die Künstlerin zeigt damit, dass unsere Realität viel komplexer ist als es eine binäre Geschlecht­erordnung festlegt“, erklärt Alejandro Perdomo Daniels. Selbstbewu­sst stehen diese Frauen nun vor dem Betrachter – ein klares Statement für ihre Daseinsber­echtigung.

Es lohnt sich, sich Zeit für die Ausstellun­g zu nehmen und einzutauch­en in das spannende Thema. Bis zum 27. September ist dafür Gelegenhei­t.

 ?? FOTO: ULRIKE KERN ?? Alejandro Perdomo Daniels ist Kurator der Ausstellun­g. Hier steht er vor einer Arbeit der indischen Künstlerin Tjal Shah.
FOTO: ULRIKE KERN Alejandro Perdomo Daniels ist Kurator der Ausstellun­g. Hier steht er vor einer Arbeit der indischen Künstlerin Tjal Shah.

Newspapers in German

Newspapers from Germany