Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

TV-Star Charles Brauer wird 85

An der Seite von Manfred Krug feierte er als singender „Tatort“-Kommissar seinen größten Triumph

- Von Ulrike Cordes

Hamburg/Basel. Seit mehr als 70 Jahren ist er im Geschäft sowie seit gut 60 Jahren ein Fernsehsta­r. Mindestens zwei Mal hat Charles Brauer dabei TV-Geschichte geschriebe­n. Das soll dem in Berlin geborenen, unprätenti­ös wirkenden Schauspiel­er erst einmal einer nachmachen. Besonders an seine Paraderoll­e als singender Hamburger „Tatort“Kommissar Peter Brockmülle­r zwischen 1986 und 2001 erinnern sich viele Zuschauer mit Begeisteru­ng. Da ermittelte der TV-Kommissar an der Seite von Manfred Krug (1937– 2016) alias Paul Stoever.

Damals gab es zum Abschluss für die beiden nicht nur eine Goldene Kamera, sondern auch eine Goldene Schallplat­te für ihre swingenden Songs aus den NDR-Krimis. Unverdross­en beruflich aktiv ist Brauer bis heute. Am heutigen Freitag feiert er in seiner Wahlheimat Schweiz bei einer Bergtour mit der Familie seinen 85. Geburtstag.

Zum Publikumsl­iebling wurde der Schauspiel­er nach seiner Ausbildung auf der Berliner Max-Reinhardt-Schule deutlich früher: zwischen 1954 und 1960 in der ersten deutschen Familiense­rie „Familie Schölerman­n“. Unter der Regie von Ruprecht Essberger gab er den älteren Sohn Heinz.

Längst gelangen Brauer außerdem bedeutende Erfolge im Theater. Und auch als Vorleser sämtlicher deutscher Hörbuch-Vertonunge­n der Justiz-Thriller von John Grisham seit dem Jahr 2000 – jüngst

„Die Wächter“(2020). „I keep writing, you keep reading!“(Ich schreibe weiter, Sie lesen weiter!) würdigte ihn der amerikanis­che Bestseller­autor in einem Brief.

All das begann quasi per Zufall 1946 zwischen den Trümmern der zerbombten Hauptstadt. Auf der Straße wurde der Junge, der damals noch Charles Knetschke hieß, für eine Rolle in der Defa-Produktion „Irgendwo in Berlin“angesproch­en – es wurde der zweite deutsche Film nach dem Krieg. Weitere Leinwandau­ftritte sowie Engagement­s auf

Berliner Privatbühn­en folgten. Im Jahr 1956 wurde Brauer an das Deutsche Schauspiel­haus Hamburg verpflicht­et, wo er 20 Jahre lang im Ensemble blieb.

Sein erster Intendant war der legendäre Theaterman­n Gustaf Gründgens (1899–1963). „Ich hatte das Glück, mit vielen sehr guten und unterschie­dlichen Regisseure­n arbeiten zu dürfen. Und von allen habe ich gelernt – hört ja nicht auf, das Lernen“, meint Brauer.

Privat glücklich, aber besorgt um die Welt „Gründgens war die erste wichtige Begegnung und das, zusammen mit einem wundervoll­en Ensemble, hat mich geprägt für alles, was vor mir lag“, resümiert der Künstler.

Und wie geht es ihm in CoronaZeit­en? „Verglichen mit all dem Elend, das dieser Virus für so viele Menschen auf dieser Erde brachte, geht es mir sehr gut. Ich habe viel Zeit, befriedige­nde Dinge zu tun und zu erledigen, die lange aufgeschob­en waren“, lautet die Antwort Brauers, der mit seiner dritten Ehefrau und Mutter des jüngsten Sohns, der Bühnenbild­nerin Lilot Hegi (73), seit Jahrzehnte­n in einem Dorf bei Basel lebt. Zweite Gattin und Mutter seiner Zwillinge war „Diese Drombuschs“-Star Witta Pohl (1937–2011).

Sorgen macht Brauer sich um die Zukunft der Welt. „Früher war wohl wirklich auch nix besser, aber dass wir alle und die politische­n Verantwort­lichen überall es nicht schaffen, die Armut und den Hunger zu bekämpfen und zu besiegen, ist deprimiere­nd und schlimm.“dpa

„Ich schreibe weiter, Sie lesen weiter!“

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A / DPA Schauspiel­er Charles Brauer 2018 bei der Aufzeichnu­ng der MDR-Sendung „Weihnachte­n bei uns“. Seit 60 Jahren tritt er regelmäßig im Fernsehen auf.
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FOTO: W. LANGENSTRA­SSEN / DPA An der Seite von Manfred Krug ist Brauer dem Publikum als singender TV-Kommissar Peter Brockmülle­r bekannt.

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