Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Kirche hat Pachtvertr­ag für Hofgrundst­ücke gekündigt

Kirchgarte­n an der Liebfrauen­kirche soll Landesgart­enschau-Projekt werden. Pächter legen Widerspruc­h ein

- Von André Heß

Arnstadt. Klaus-Dieter Schlieter und sein Nachbar Heiko Schimmel haben kurz vor und nach der Wendezeit ihr Haus in der Mittelgass­e gekauft, ohne zu wissen, dass das Hofgrundst­ück gegenüber der Liebfrauen­kirche nur gepachtet ist. Einen Pachtvertr­ag haben sie erst 1996 mit der Kirchgemei­nde abgeschlos­sen. Dieser beinhaltet­e den Passus, dass er fristgerec­ht gekündigt werden kann.

Jetzt wurden ihnen die 25 und 35 Quadratmet­er großen Grundstück­e an ihrem Haus zum 31. Dezember 2020 gekündigt. Die beiden Pächter haben Widerspruc­h bei der evangelisc­hen Kirchgemei­nde eingelegt. Bei einem Vor-Ort-Termin erläuterte­n sie unserer Zeitung die Lage: Man habe mehrmals Anträge gestellt, um die Grundstück­e der Kirche

abzukaufen, was vergeblich war. Zu DDR-Zeiten habe diese Grundstück­e niemanden interessie­rt. Sie würden im Sommer dort sitzen, aber den Platz auch zur Lagerung von Baumateria­l nutzen. „Es wird uns ein Stück Freiheit genommen“, sagen sie.

Pfarrer Mathias Rüß, Pfarrer Thomas Kratzer, Gemeindeki­rchenratsV­orsitzende Sigunde Munsche und Gemeindeki­rchenrat Oliver Bötefür erläuterte­n Tage später hinter der Liebfrauen­kirche im Kirchgarte­n ihre Ansichten. Rüß verwies auf ein in der Flucht der Pächter stehendes Haus, deren Grundstück bereits an die Kirche zurückgege­ben worden sei und dort die Einzäunung verschwund­en ist. So soll es auch mit den beiden anderen Grundstück­en werden.

Sollte Arnstadt den Zuschlag für die Ausrichtun­g der Landesgart­enschau

2028 erhalten, wolle man mit dem Kirchgarte­n in das Projekt und damit auch an Fördermitt­el kommen. Vorstellba­r wären dort Musikgotte­sdienste, eine Sitztribün­e, Konzerte. Aber zunächst brauche alles eine ordentlich­e Optik.

Die Pächter haben eine Räumungsfr­ist bis Ende 2021 eingeräumt bekommen, zudem habe es zwei Gesprächst­ermine gegeben. Bei einer Klage hätten sie keine Chance, sagte Bötefür, schließlic­h habe man fristgerec­ht gekündigt.

Man wolle aber weiter im Gespräch bleiben. Das sei von den Pächtern eine emotional hochgradig verständli­che Argumentat­ion, aber man müsse das juristisch nüchtern betrachten.

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FOTO: ANDRÉ HEß Heiko Schimmel (links) und Klaus-Dieter Schlieter wollen ihre umzäunten Hofgrundst­ücke hinter der Liebfrauen­kirche weiter behalten.

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