Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Duftende Verführung im Morgengrauen
Landrätin nimmt Einladung zur Rosenernte an und erfährt dabei viel über den im Ilm-kreis einmaligen Rosenhof
„Langsam brauche ich eine Sonnenbrille.“Lächelnd blinzelt Landrätin Petra Enders (Linke) über einen Rosenbusch hinweg. Mit flinken Fingern knipst sie Rosenblüten ab. Die leicht geöffneten Blüten lässt sie in die Tragetasche, die vor ihrem Bauch hängt, gleiten. Die schon weiter geöffneten kommen in eine große Stiege.
Es ist kurz nach sechs Uhr morgens, schon jetzt ist es drückend heiß. Die Frauen und der eine Mann, die sich zwischen den Damaszener Rosen auf dem Rosenhof in Holzhausen bewegen, machen aber keine Pause. Denn kurz nach 9 Uhr sollte die Ernte eingebracht sein. Das ist wichtig, damit sich die ätherischen Öle in den Blüten nicht verflüchtigen. Sie geben dem Hydrolat, das Rosenhof-chefin Antje Kochlett aus den Rosen destilliert, das typische Aroma.
Erweiterung des Rosenhofes auf Ganzjahresgeschäft möglich
Die Landrätin ist nicht zum ersten Mal auf dem Rosenhof. Sie begleitete schon Landespolitiker hier her, tauschte sich auch schon mehrfach mit der Chefin aus. Doch selbst Hand anlegen – dazu fehlte bislang die Zeit. „Ich wollte das aber unbedingt einmal ausprobieren“, betont Petra Enders.
Dass sie dafür deutlich früher anfangen muss zu arbeiten als sonst – geschenkt. „Schauen Sie sich doch mal um. Hier geht einem das Herz auf“, sagt die Politikerin. In der Ferne schwebt Nebel über den Feldern. Hoch über Holzhausen thront die Wachsenburg. Die Vögel zwitschern, die ersten Bienen sind unterwegs.
„Ich habe noch viele Pläne“, verrät Antje Kochlett im Gespräch. Ihr ist nachhaltiges Wirtschaften wichtig. Ihr Rosenhof ist biozertifiziert, denn sie stellt nicht Kosmetik her, sondern Lebensmittel. Und dafür gelten deutlich strengere Richtlinien. „Als Kosmetik ist Rosenwasser aber freilich dennoch geeignet. Bei Gurken und Honig gibt es ja auch beide Anwendungsmöglichkeiten“, so die Unternehmerin.
Wie experimentierfreudig Antje Kochlett ist, zeigt ein Blick in ihre sich ständig erweiternde Produktpalette. Rosenwasser und -mus ist inzwischen ebenso im Angebot wie leckere Liköre aus Quitte oder Himbeere. Wichtig ist der Rosenhof-chefin dabei die Regionalität. Nicht nur das Obst stammt aus Holzhausen und Umgebung. Der Likör entstand auch in Zusammenarbeit mit Hobby-likörhersteller Jörg Ratzmann aus Wandersleben.
Momentan, gibt Antje Kochlett zu, sind ihre Tage mehr als ausgefüllt. Der Rosenhof ist einer der Schauorte der Buga. Veranstaltungen sind angelaufen, regelmäßig kommen Besuchergruppen. „Ich bin froh, dass ich so viele verlässliche Erntehelfer habe“, sagt die Chefin. Denn ohne sie wäre das Pensum nicht zu schaffen.
Aber man spürt, dass sie das, was sie tut, liebt. Kommen Kinder, ist sie ganz in ihrem Element. Sie lassen sich auch mit Kleinigkeiten begeistern und verinnerlichen quasi spielerisch, wie wichtig eine intakte Natur ist.
Im Gespräch haben sich Antje Kochlett und die Landrätin fast eine ganze Rosenreihe entlanggearbeitet. Nun schauen sie auf die Burg, auf das sanft geschwungene Umland.
„Ich könnte mir gut vorstellen, meinen Rosenhof noch zu erweitern“, verrät die Unternehmerin.
Die Blüte der Rosensorte, die sie anbaut, ist zwar in wenigen Tagen vorbei. Es gibt aber auch noch andere Sorten, die später blühen. „Das wäre dann ein Ganzjahresgeschäft“, sagt Antje Kochlett, die den Rosenhof bislang nur nebenberuflich betreibt.
Darum, das ganz große Geld zu verdienen, geht es ihr nicht. Sie will sich verwirklichen, Dinge tun, für die ihr Herz brennt. „Das merkt man ihr an“, sagt die Landrätin. Und betont zugleich, dass sie begeistert ist von diesem Projekt, das einmalig ist im Ilm-kreis.
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