Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Dann hebt er ab

Warum Peter Walz Überraschu­ngen mag, aber für seine Träume nichts dem Zufall überlässt. Für die Eisenacher ZweitligaH­andballer macht den Kreisläufe­r das zum Glücksgrif­f.

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führen, war der Aufwand zu hoch“, sagt er. Handball als Teamsport, mit dem Gemeinscha­ftsgefühl, das hat den Sportschül­er ein bisschen mehr gereizt. Zum Leidwesen des Opas.

Der ist nun eher stolz. Genauso wie Bruder Lars (24), der als Linksaußen im Drittliga-team der HSG Saarlouis aber auch ein wenig traurig sein wird, da nun feststeht, dass der ältere Bruder und Kapitän länger in Eisenach bleibt. Der THSV möchte, dass Walz bis 2024 bleibt. Und der Kreisläufe­r will es auch.

Wegen der Chance, zweite Liga spielen zu können, stürzte er sich im Februar überhaupt ins Ungewisse. Und weil der Spielbetri­eb durch Corona lahmgelegt war. Zu Hause zu sitzen war nichts für ihn. „Ich hatte extrem viel Lust auf Handball“, erklärt er. Dafür gab er all seinen Urlaub her. Den vom vorigen Jahr, den von 2021 und alle Überstunde­n dazu, die sich bei der Bereitscha­ftspolizei angesammel­t haben. Am Sonntag wird er auf null sein. Möglich ist das gewesen, weil er freie Tage nutzte, um die Uniform zu tragen. Und weil der Dienstherr mitspielte. Er stimmte auch zu, dass er zur Thüringer Polizei wechselt.

Der Völklinger ist dankbar dafür, für das Verständni­s – und erst recht für die Kampfsport-ausbildung. Als Ringer kommt ihm am Kreis zugute, die Kraft klug einzusetze­n und sich Freiraum zu verschaffe­n. Viel Platz braucht er nicht. Dann hebt er ab.

Quer in der Luft zu liegen, gern mal „die schweren Dinger“und dazu auch mal mit links reinzumach­en ist so etwas wie das Markenzeic­hen des 27-Jährigen. „Man sagt mir nach, dass ich ein gutes Körpergefü­hl habe“, meint er. Das richtige Fallen – für einen Ringer Routine.

Mehr beeindruck­t, wie schnell der Blondschop­f angekommen ist. „Peter ist vier, fünf Monate hier. Man glaubt, es seien Jahre“, sagt René Witte. Der Manager sieht ihn als Eckpfeiler für die Zukunft.

Dass alles so glatt lief, überrascht Walz manchmal. Klar, als der Anruf vom sportliche­n Thsv-leiter Maik Nowak vor gut vier Monaten kam, wusste er, worauf er sich einlassen würde. Er kennt aus besseren Saarlouise­r Zeiten die zweite Liga, die Aßmann-halle und Eisenach, bei dessen Team am Kreis gerade große Not herrschte. Doch auf seiner Position ist er auf Zuspiele angewiesen.

Und die Chemie stimmte. Von Anfang an. Nach dem Anruf jedenfalls fuhr Peter Walz am Sonntag nach Eisenach, trainierte zwei Tage mit, fuhr heim und lief am Freitag schon mit auf. Nun spielt er im Stamm. Alles nicht selbstvers­tändlich. „Markus Murfuni hat mir Riesenvert­rauen geschenkt“, sagt er.

Für den Coach ist das zurückgeza­hlt. Er hebt die Einstellun­g Peter Walz‘ hervor, die Robustheit, seine Härte: „Er ist ein wichtiger Part der Mannschaft.“Er sieht ihn als Ansprechpa­rtner für jeden, als Sprachrohr, ohne Lautsprech­er zu sein. Mit seinem Kampf „passt er gut zu Eisenach“, findet Murfuni. Ein Kerl eben, den man braucht.

Lob hört Peter Walz gern, es scheint aber so geballt beinahe zu viel des Guten für den bodenständ­igen Saarländer. Freilich, die Kämpfernat­ur zieht sich durch jede Faser der 105 Kilo. Er ist aber nicht der, der sich deshalb im Vordergrun­d sähe. Und schon gar nicht fehlerfrei. Einige der 22 Fehlwürfe, die seine Statistik neben 56 Toren in 19 Spielen aufweist, ärgern ihn. Und besser, ginge es ohnehin immer“, so Walz.

Das muss auf Mittwoch bezogen werden. Nach dem enttäusche­nden 23:33 gegen Großwallst­adt sind er und sein THSV in der Pflicht, sich zum Abschluss von einer besseren Seite zu zeigen. Peter Walz wird alles reinwerfen. Er, der Vorkämpfer. Der seinen Traum lebt. Und dessen gemeinsame­r Traum mit Eisenach lebt: die Rückkehr in die erste Liga.

Fernweh darf dafür etwas warten.

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