Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Die bildhaften Erinnerung­en des Formelrenn­fahrer Volker Worms

Geschichte­n vom Schleizer Dreieck Der Leipziger mit Schleizer Vater erlebte in seiner Karriere einige Kuriosität­en

- Von Jan Müller

Die motorsport­liche Karriere von Volker Worm war von Höhen und Tiefen geprägt. Oft fehlten dem gebürtigen Leipziger die finanziell­en Mittel. Dennoch bahnte er sich seinen Weg bis in die Formelklas­se und avancierte dabei zu einem der dienstälte­sten Rennfahrer der DDR. Seine Lebensgesc­hichte schrieb Volker Worms, dessen Vater aus Schleiz stammte, äußerst bildlich nieder. Natürlich fand dabei auch das Schleizer Dreieck immer wieder Berücksich­tigung.

Eine bleibende Erinnerung hatte Worm an das Dreieckren­nen 1975 - oder vielmehr auf das, was sich im Anschluss daran ereignete. „Am

Tag nach dem Rennen, er beendete den Lauf der Spezialtou­renwagen bis 600 ccm als Neunter, wurde in den (Renn-)trabant wieder der Serienmoto­r eingebaut. Am Abend ging es mit dem Zelt im Kofferraum Richtung Ostsee. Irgendwo in Mecklenbur­g kam in einem kleinen

Dorf die Kelle.“– „Für Sie ist das Rennen zu Ende!“, brüllte der Wachtmeist­er und zerfetzte meine Stempelkar­te. 113 km/h kurz nach dem Ortsschild – auf den Landstraße­n der DDR waren nur 80 und selbst auf der Autobahn nur 100 km/h erlaubt. So eine verrückte Pappe und so schnell mitten durchs Dorf, das hatte er in seinem verträumte­n Mecklenbur­g noch nie gesehen. Drei Monate war anschließe­nd der Führersche­in weg.“

1976 wechselte Worm vom Trabant in den Formelrenn­wagen. Dessen Fertigstel­lung erwies sich als ein echtes Geduldsspi­el. Das Frühjahrst­raining in Schleiz rückte immer näher und nirgendwo in Leipzig und Umgebung gab es einen Verteilerf­inger für den Shiguli-motor. Der Saisonstar­t drohte an einem Pfennigart­ikel zu scheitern. „Mein treuer Mechaniker, Werner Götz, brachte am Freitag vor Schleiz einen Verteilerf­inger aus seinem Betrieb mit. Er hatte den Meister überzeugt und das Teil aus einem Auto ausgebaut, das ein Kunde zur Durchsicht gebracht hatte. Wir verpflicht­eten uns, dieses Montagmorg­en wieder bei ihm abzuliefer­n. Das Frühjahrst­raining war gerettet.“

Dass der Motorsport auch für echte Verzweiflu­ng sorgen kann, musste Volker Worm 1983 erleben. Um wieder ganz vorn mitfahren zu können, erwarb der Sachse einen nagelneuen Motor aus der Dresdner Melkus-schmiede. Eine lange

Lebensdaue­r konnte das Aggregat allerdings nicht aufzuweise­n. Pünktlich zum Frühjahrst­raining in Schleiz wurde das Teil in den Formelrenn­er gepflanzt, hielt aber genau vom Vorstart bis zum Buchhübel. Erst später konnte Worm in Erfahrung bringen, dass sein teuer erkaufter Motor als Versuchska­ninchen für die Entwicklun­g einer elektronis­chen Zündung missbrauch­t worden war.

Volker Worm wog seiner Rennfahrer­zeit persönlich große Bedeutung bei. „Für mich jedenfalls waren es die schönsten Jahre meines Lebens. Voller Stolz kann ich sagen, ich bin dabei gewesen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!“Volker Worm verstarb am 28. Mai 2018.

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FOTO: ARCHIV JAN MÜLLER Trotz oftmals fehlender finanziell­er Mittel bahnte sich Volker Worms seinen Weg bis in die elitäre Formelklas­se und avancierte dabei zu einen der dienstälte­sten Rennfahrer der DDR.

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